Three Mothers – Drei Mütter im Societaetstheater
Abraham, der erste Erzvater, soll auf eine göttliche Probe gestellt werden. Gott bittet Abraham seinen Sohn Isaak zu opfern. Soweit die biblische Erzählung. Während der Geschichte ist keine Rede von Isaaks Mutter Sara, um die es aber im Stück »Three Mothers – Drei Mütter« im Societaetstheater gehen soll.
Bei einer 15-minütige Einführung vor der Inszenierung wird die Frau in den Fokus gerückt. Eine Textstelle aus Midrasch 1 bildet die Grundlage dazu. In der rabbinischen Auslegung des Bibeltextes hinterfragt Sara die Wahrheit der schrecklichen Neuigkeit nicht, stößt Klagetöne aus und stirbt anschließend. In Gruppen werden nun vor der Inszenierung Saras Gefühle interpretiert, die sie im Moment der Nachricht zur Opferung Issaks gefühlt haben könnte.
Ebenso wie sich die Gruppenmitglieder mit den Emotionen Saras beschäftigten, taten es die Protagonistinnen des Stücks und ließen es auf diese Weise überhaupt erst entstehen.
In Hebräisch und Englisch sowie mit unterstützend sinnlicher Bildsprache, wird anschließend das Stück auf die Bühne gebracht. Drei Mütter zeigen jeweils eine biblische Sara, eine weitere Sara aus einer Zeit vor Christus Geburt und eine heutige Sara. Um einen weißen Kreis, der auf der Bühne aufgezeichnet ist, sitzen sie auf majestätisch anmutenden Sesseln. Nacheinander und miteinander treten sie in den Mittelpunkt, um ihre jeweilige Auslegung des Bibeltextes darzubieten. Mit Ladino-Songs, Rufen und Schreien, Farbspielen und Bildern, die mit Hilfe eines Overhead-Projektors auf eine Leinwand projeziert werden, und anhand wahnsinnig beeindruckender Betonung ihrer Gefühlslagen durch Mimik und Gestik, reißen sie die Zuschauer/innen in ihre mystische anmutende Welt mit.
Auch wenn zeitweise der Text unverständlich bleibt, ist es durch die metaphorischen Mittel doch möglich, das Thema nahezu komplett aufzusaugen. Dafür sorgt letztendlich auch die anschließende Frage- und Diskussionsrunde mit dem Regisseur Serge Ouaknine, der durch seine offene und ehrliche Art von der Intension des Stückes erzählt und es somit schafft, die Fragezeichen in den Köpfen der Besucher durch Antworten zu ersetzen.
Das Stück, welches anlässlich des 16. Jüdischen Musik- und Theaterfestivals von einer Gruppe aus Jerusalem aufgeführt wird, ist somit nicht nur für bibelfeste Gäste des Societaetstheaters gedacht, sondern auch für des Themas Unkundige, die mehr über die Auslegung biblischer Texte in der vergangenen und gegenwärtigen Zeit erfahren möchten. AS
Weitere Aufführung: 24.10.2012, 20 Uhr.
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