Röste in Frieden
André Herrmann mit seinem Soloprogramm am 18. Februar 2023 in der Schauburg.
Auch wenn ich mich als André-Herrmann-begeistert bezeichnen würde, bisher kannte ich nur seinen Debütroman »Klassenkampf« und sonst hauptsächlich die Familienanekdoten aus seiner früheren Poetry-Slam-Zeit.
Seit 2022 ist André mit seinem Soloprogramm »Roast in Peace« auf Tour. Dort macht er von Zoos über Supermarktgänger in Jogginghosen und Freunde mit Kindern, erst einmal alles rund, was ihm in den Sinn kommt. Zum einzigen Dresdner Termin in diesem Jahr, stand er am Samstag in der ausverkauften Schauburg auf der Bühne. Das Programm operiert unter der Prämisse, auf das Verfallsdatum des eigenen Lebens, dem der Eltern, Freunde, Bekannten und der Welt im Allgemeinen aufmerksam zu machen. Überraschend rabiat gerieten dabei einige seiner verbalen Entgleisungen. Wenn er, selbst seit Jahren von Depressionen betroffen, Witze über einen Verwandten macht, der sich erhängte, wird die Luft im Saal schon einmal vorübergehend zum Schneiden. Dieses Vor-Nichts-Haltmachen scheint seine neue Marke geworden zu sein.
Humor darf so etwas, keine Frage. Lieber ist mir aber doch die Geschichte des Leipziger Babyelefanten, für den online eine Namensabstimmung veranstaltet wurde. Aus Gründen coronabefeuerter Langeweile reichte André etwa fünfzig Mal den Vorschlag ein, den Elefanten »Mirko« zu taufen. Seine Obsession veranlasste den Zoo schließlich ihm telefonisch mitzuteilen, dass sie den Elefanten auf keinen Fall so nennen würden und er daher von weiteren Einsendungen absehen und auch seine Fans, die er zwischenzeitlich zum Mitmachen aufgefordert hatte, zurückpfeifen möge.
Kurzum: André Herrmann, bleibt für mich eher das altbekannte »Ich komme aus Sachsen-Anhalt. Das tut mir leid«, Stories über Renter in sauerbratenfarbenen Shorts und Jugendfreund Maik und seine Tnaller, als gnadenloses Echauffieren. Wer dagegen ein Fan des gepflegten Disses à la »Andrés Roast der Woche« ist, wird hier voll auf seine Kosten kommen.
Rebecca Klärner
mehr zum Künstler und zur Tour unter www.andreherrmann.de/
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