»Melde gehorsamst, ich bin amtlich blöd«. Der brave Soldat Schwejk an der Comödie Dresden.
6. November 2022. Der Heinz-Rühmann-Film »Die Feuerzangenbowle« gehört nicht nur zu den beliebtesten Filmen des Schauspielers, die Bühnenumsetzung der Comödie ist nach wie vor das bestbesuchte Stück des Hauses. In zwei verschiedenen Inszenierungen zog das Stück in 25 Jahren bis heute mehr als 100.000 Besucher an. Zeit also, mal wieder mit einem Stoff zu kommen, der vor allem durch eine Rühmann-Verfilmung bekannt wurde. »Der brave Soldat Schwejk« wurde 1923 von Jaroslav Hasek geschrieben und mehrfach verfilmt, darunter 1960 mit Rühmann. Und nun schlüpft Thomas Böttcher in die Rolle des gewitzten Soldaten, unter der Regie von »Feuerzangenbowlen«-Regisseur Thomas Paetzholdt.
Schwejk ist ein behördlich anerkannter Idiot und stolz darauf. Selbst als er eines Tages wegen Majestätsbeleidigung verhaftet und zu einem Leutnant an die Ostfront als Diener zugewiesen wird, bleibt Schwejk sich treu und manövriert sich so nicht selten in bedrohliche Lagen. Doch mit Witz und List schafft er es ein ums andere Mal, sich da wieder heraus zu katapultieren. Doch der Erste Weltkrieg geht auch an ihm nicht spurlos vorbei. Wer den Film kennt, wird schnell merken, dass sich die Geschichte eng an die Vorlage hält und somit nicht zu einem typischen Comödien-Stück wird. Im Gegenteil. »Eine neue Farbe im Repertoire« nennt Intendant Christian Kühn das Werk, das von Paetzholdt akribisch umgesetzt wurde. Und Kühn hat im vollen Umfang recht, denn Schwejk macht zwar großen Spaß, vergisst dabei aber in keiner Weise den Ernst der Geschichte, der gerade in heutiger Zeit dazu führt, dass einem manchmal das Lachen im Halse stecken bleibt.
Von der Inszenierung über die Kostümgestaltung bis zum Bühnenbild liefert die Comödie mit viel Liebe zum Detail ein Stück ab, das man so im Genre des Boulevardtheaters nicht oft entdeckt. Die 160 Minuten Theater strotzen nur so vor Einfällen, Kostüm- und Rollenwechseln. Außer Thomas Böttcher in der Hauptrolle, haben alle Darsteller sechs bis neun verschiedene Rollen zu bewältigen, was ihnen aber mit Bravour gelingt. Ob nun Theater-Liebling Dorothea Kriegl, der immer wieder gern gesehene Michael Jäger oder das Dresdner Original Ulrich Milde – ein blitzartiger Figurenwechsel ist für sie alle kein Problem. Was auch dem eingespielten Team hinter der Bühne zu verdanken ist, das mit den aufwändigen und detailverliebten Kostümen und Bärten immer schon bereit steht, wenn der Cast noch auf der Bühne ist.
Und da sich auch die Umgebung, in der sich die Figuren befinden, stetig ändert, kommt ein Bühnenbild zum Vorschein, das auf den ersten Block einfach wirkt, aber von Szene zu Szene durch das Verschieben einzelner Elemente zu einer ganz anderen Umgebung wird. So können Kneipe, Parkbank, Zug und selbst das Schlachtfeld schnell und einfach auf die Bühne gezaubert werden.
Letztendlich beweist die Comödie somit, dass die zeitlose Geschichte des »braven Soldaten« auch nach 100 Jahren noch immer auf die Theaterbühne gehört und hoffentlich für ein stetig volles Haus sorgt. Zumal das Geschehen momentan leider hochaktuell ist und es dadurch vielleicht gerade jetzt so ein Stück braucht. Aufgrund der wunschlos glücklich machenden Inszenierung und den bemerkenswerten Darstellerleistungen gehört »Der brave Soldat Schwejk« jedenfalls zu den ganz großen Stücken des Dresdner Theaterjahres 2022.
Text: David Hilbert / Fotos: Robert Jentzsch
»Der brave Soldat Schwejk« wird noch bis zum 19. November 2022 jeweils dienstags bis samstags um 19.30 Uhr & sonntags 15 Uhr aufgeführt. Vom 1. bis 12. Februar 2023 folgen weitere Aufführungen. www.comoedie-dresden.de/produktion/der-brave-soldat-schwejk/
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