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Mehr Sinn als Wahn? – Das projekttheater zeigt ein textlastiges »Tagebuch eines Wahnsinnigen«


25. März 2018. Der Anzug sitzt schlecht. Die Krawatte ist zu kurz gebunden, aber die Schuhe müssen sauber sein. Aksenti Iwanow Propristschin (Thomas Schwalbe) ist Mitarbeiter eines Ministeriums und als solcher ein kleines Licht. Gleich zu Beginn putzt er seine Schuhe fast schon manisch. Am Anfang ist es der 3. Oktober, der irgendwann in den 34. Märzober und ähnlich krude Daten übergeht. Es dauert nicht lange, bis der Bleistifte anspitzende Kleinbürger Hunde sprechen hört. Dabei ist ihm das Publikum ganz nah. Die Zuschauer sitzen sich in zwei langen Reihen gegenüber, dazwischen, ganz dicht, spielt sich der Wahnsinn ab, der so eigentlich hier keiner ist.


Propristschin legt Sakko und Hemd ab, sein Ich aber nicht wirklich. Auch, wenn er sich selbst bald als König von Spanien wähnt, nimmt man ihm die geistige Verwirrung nicht ab. Bis zum Schluss scheint alles in stringenter Sinnhaftigkeit verortet. Kein Irrsinn, der den Protagonisten in unkontrollierbare Sphären katapultieren könnte. Die Regie (René Rothe) verlässt sich hauptsächlich auf den Text, an den sich Propristschin oder Thomas Schwalbe zu klammern scheint. Ganz klar ist nicht, wer sich damit schwerer tut. Wie innere Bilder schieben sich zwischen die einzelnen Szenen kurze Videosequenzen (Dominik Weinmann), die aber keine tatsächliche Korrespondenz mit der Psychologie des Monologs zu vermitteln scheinen. Propristschin merkt zwar an, das menschliche Gehirn säße im Kopf, aber da hinein lässt der kleine Beamte nur bruchstückhaft blicken. Würde er etwas mehr schweigen, er wäre damit beredter. Das psychologische Bild kippt nicht. Damit bewegt sich dieser Angestellte auf seine ganz eigene Art nicht in den Wahnsinn, sondern macht den Wahnsinn zum Sinn. Das, wiederum, ist tatsächlich wahnsinnig.

Rico Stehfest / Foto: PR

nächste Vorstellung: 25. März, 18 Uhr im projekttheater



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