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Eher vergnügt als melancholisch: Das Mercury-Musical »Show Must go On« in der Comödie
Ende 2018 eroberte »Bohemian Rhapsody« die Kinos, im dem es um Freddie Mercury und seine Band Queen ging. Umjubelt von den Kritikern und mit Rami Malek in der Hauptrolle sogar Oscarausgezeichnet besetzt, musste sich der Film jedoch (zurecht?) vorwerfen lassen, dass er sich zu wenig um Freddies Privatleben kümmerte und seine Ausschweifungen, sowie die Tatsache, dass er zumindest bisexuell war, nur am Rande streift. Und ausgerechnet das neueste Theaterstück in der Comödie schließt nun diese Lücke.

»Show Must Go On - Das Freddie Mercury Musical« erzählt von der Legende mit einem sehr persönlichen Ton. In der eher unbedeutenden Randstory geht es um einen Journalisten namens Frederick, der dem Mysterium auf den Grund gehen soll, warum es kein Grab des legendären Entertainers gibt. Um dies zu ergründen trifft er auf vier Personen aus Freddies Leben. Als da wären seine erste Freundin Mary Austin, der persönliche Assistent Peter Freestone, Barbara Valentin, mit der Mercury für einige Zeit in München zusammenlebte, und Jim Hutton, Freddies große Liebe bis zum Tod. Sie haben viel aus dem Leben des Stars zu berichten. Von der Legendenbildung bis zum Tod durch eine Krankheit, die es bis dahin noch nicht gab: AIDS.

Irgendwie klingt der Stoff nicht nach typisch unterhaltsamer, lustiger Comödienkost. Und im direkten Vergleich mit Stücken wie »Mit Herz und Promille« oder »Die Feuerzangenbowle« ist »Show Must go On« auch fraglos eines der ernsteren Werke des Hauses, in dem es nicht selten etwas dunkler und melancholischer zur Sache geht. Die einzelnen Lebensstufen von Mercury wurden ordentlich recherchiert und auch chronologisch relativ nah an der Realität aufgezeigt. Obwohl der Rahmen-Handlung einige dramaturgische Kniffe angeheftet wurden, so zeigt sich doch ein erstaunlich glaubwürdiges Bild des Mannes, das eben auch Mercurys Sucht nach sexuellen Abenteuern beleuchtet. Doch auch die schönen Momente kommen nicht zu kurz, wenn er etwa mit Barbara Valentin eine durchaus von Glück durchtränkte »Freundschaft Plus« durchläuft.

Und wer sich nun fragt, ob das Ganze nicht in ein anderes Haus besser gepasst hätte, dem sei gesagt, das »Show Must go On« trotz allem gut zur Comödie Dresden passt. Denn trotz aller Tragik zum Ende des Stücks wird vor allem in der ersten Hälfte immer wieder der ein oder andere passende Gag verbraten, was teils auch dem leichten, aber passenden Overacting der Darsteller zu verdanken ist. Und wenn Mercury & Co. ganz unverblümt über so manche sexuelle Lust locker diskutieren, dürfte die Wortwahl so manch unbedarftes Ohr sicher rot werden lassen.

Da es sich hier nicht zuletzt auch um ein Musical handelt, dürfen die beliebtesten Queen-Songs nicht fehlen. Ähnlich der Jukebox-Story »Mamma Mia« werden Songs wie »We are the Champions«, »We will Rock You« oder auch »Bicycle Race« an den passenden Stellen in die Handlung eingeflochten und brachten bei der Premiere den Saal ordentlich zum Beben. Das Bühnenbild, welches zum Teil einer Disko gleicht und auch die rechte Nebenbühne wieder bedient, ist stimmig und trägt zur guten Laune genauso bei, wie die Darsteller.
Christopher Brose mag zwar kein zweiter Freddie Mercury sein und interpretiert den Star stellenweise höchst eigenwillig. Doch in seiner Darstellung bleibt der nötige Respekt vor der Legende dennoch stetig präsent. Dazu Anne Leßmeister, Dorothée Kahler, Patrick Nitchke und Mario Radosin, die allesamt gleich mehrere Rollen bedienen. Unter der Regie des renommierten Theaterregisseurs Ingmar Otto, der am Kammertheater Karlsruhe schon Stücke wie »Der kleine Horrorladen« und »The Blues Brothers« wiederbelebte und an der Comödie bereits für »Honig im Kopf« zuständig war, laufen die vier jedenfalls zu Höchstleistungen auf.

Unterm Strich sei jedenfalls gesagt, dass »Show must Go On« jedem Freddie Mercury-Fan ans Herz gelegt werden kann. Auch wenn es im Vergleich weniger komisch zur Sache geht, als man es vom Haus sonst kennt und die Band Queen letztlich völlig außen vor bleibt, so macht vor allem die gut recherchierte Handlung, sowie die hervorragend agierenden Darsteller Freude. Und der ein oder andere Witz ist natürlich trotzdem vorhanden. So geht man, für die nächsten Tage mit allerlei Queensong-Ohrwürmern versorgt, dennoch eher vergnügt als melancholisch nach Hause. David Hilbert/ Fotos: ONUK

Nächste Vorstellungen: täglich bis zum 28.4.2019 und vom 21.5. bis 2.6.2019 in der Comödie



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