Anzeige



Die Bürgerbühne präsentiert »Die Jungfrau von Orleans« im Kleinen Haus
»Ach! Es geschehen keine Wunder mehr!« Um das französische Heer unter König Karl VII. steht es schlecht und alle Hoffnung ist verloren. Lange schon befindet es sich im Krieg gegen England und droht zu verlieren. Doch dann, wie vom Himmel geschickt naht die Rettung: Johanna, die Jungfrau von Orleans. Mit männlicher Stärke führt sie das Heer an und gilt als gefürchtetster Gegner.
Der Schäferin war die Mutter Gottes erschienen und hatte sie berufen als Gottgesandt Frankreich zu retten. Mit der Hilfe Gottes war ihr der Sieg versprochen, solange sie den irdischen Freuden abschwört und niemals ein Männerherz liebt. Als sie Gefallen an Lionel (Alexander Herrmann) einem englischen Anführer findet, hat sie nicht nur ihr Vaterland verraten, sondern ihren Schwur gebrochen. Johanna ist innerlich zerrissen und sieht die Bezichtigung ihres Vaters (ein cholerischer Rassist: David Lau) und ihrer zwei Schwestern (sehr infantil und blauäugig: Karoline Friedländer, Helena Laudel), schwarze Magie betrieben zu haben als ihre Strafe. Trotz Verbannung und Verachtung bringt Johanna den Franzosen den entscheidenden Sieg, bei dem sie verstirbt.
17 Jugendliche haben sich dem Stoff von Schiller angenommen und ihn in ihrer eigenen Sichtweise auf die Bühne im Kleinen Haus gebracht. Entstanden ist eine sehr moderne Inszenierung, die den Kontrast von Freundschaft und Fremdenhass, Erlösung und Rachsucht aufzeigt. Johanna d’Arc wurde von vier Darstellerinnen verkörpert, die die Entwicklung von einem jungen Mädchen hin zu einer unerbittlichen Kämpferin repräsentieren. Auf diese Weise wurde der innere Wandel Johannas, ihre innere Zerrissenheit und der letztendliche Verlust der eigenen Integrität schön deutlich. Besonders stach die erste Johanna, gespielt von Sitaya Selbmann, hervor. Ekstatisch, aber mit einer gewissen Demut schildert sie die Erscheinung der heiligen Mutter und ihren Auftrag.
Mit der tragischen Handlung, welche durchzogen von Gefechten ist, in denen das Kunstblut spritzte, wurde immer wieder gebrochen indem Slapstick-Elemente und Albernheiten eingebunden wurden. Auch die Auswahl der Kostüme sorgte für einige Lacher im Publikum. So trat der König in einer geblümten Badehose mit bepelztem Satinmantel auf oder der Herzog von Burgund kam oben ohne mit Tutu und Paillettenleggins auf die Bühne. Leider wirkten diese Elemente manchmal ein bisschen überzogen und fehl am Platz. Wett gemacht wurde das durch die Dynamik und den spürbaren Enthusiasmus, mit dem die jungen Schauspieler agierten. Sarah Wessel

Nächste Aufführung: 27.10.2012, jew. 19.30 Uhr.



« zurück