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Das hier ist'ne Party und alle feiern mit. Peter Fox im Waschhaus Potsdam, 11. Juni 2023.
Auf dem Weg zum Eingang des Geländes vom Waschhaus Potsdam läuft vor mir ein Pärchen, Mitte 30, Arm in Arm. Er, ein Wegbier in der Hand, sie einen kleinen Piccolo mit Strohhalm. Beide unterhalten sich angeregt über das anstehende Konzert. Sie: »Was, wenn es uns nicht mehr gefällt? Früher konnten wir zu ›Stadtaffe‹ tanzen und knutschen gleichzeitig.« Er antwortet: »Wenn dit nüscht mehr für uns ist, gehn wa einfach früher.«

Peter Fox hat geladen und alle sind sie gekommen. Mit 4.500 Menschen fällt die Show im Vergleich zu kommenden Konzerten in der Berliner Waldbühne oder am Dresdner Elbufer zwar vergleichsweise kuschlig aus, das rappelvolle Gelände zwischen Bühne und Hauptgebäude macht dennoch Eindruck. Flaniert man einmal über den Platz, erhascht man drei Hauptgesprächsthemen: Erstens: »Sind die neuen Songs live so gut, wie die alten?« Zweitens: »Wann geht’s los?« und drittens: »Lösen sich Rammstein auf?«

Im Vorprogramm sorgen erst ein DJ, dann die Künstler Olá und Willy Will mit Amapiano-Sound und Afrobeats für ordentlich Stimmung im Publikum. Als es langsam dunkel wird und die Spannung steigt, ist klar, Mission geglückt – die Menge ist in Fahrt. Der Meister kommt gegen halb zehn samt Band auf die Bühne. Das Publikum ist gut eingegroovt.

Die Bühnenbeleuchtung schafft zusätzliche Atmosphäre und so sind es viele Blau- und Rottöne, welche die ersten Songs wider die Dunkelheit in Feierfarben hüllen. Los geht’s in einer Tour mit gleich mehreren Stücken vom neuen Album »Love Songs«, angefangen mit »Vergessen wie«, der zweiten Singleauskopplung nach über 13 Jahren Solofunkstille. Alle sind begeistert und spätestens, wenn er seine Fans und deren geschulterte Kinder (ja, Peter Fox ist jetzt so ein Generationending) auffordert, die weißen Fahnen zu hissen und sich zahllose Handtücher und frisch am Merchandise erworbene T-Shirts über den Köpfen drehen, ist klar – das hier ist’ne Party und alle feiern mit.

Peter Fox weiß was er tut, mixt Stücke seines aktuellen Albums mit Klassikern des Debüts »Stadtaffe« und garniert diesen, ohnehin schon mitreißenden Mix mit Tracks seiner Hauptband Seeed. So hallen neben »Zukunft Pink« auch »Lass sie Gehn’«, »Schwarz zu blau« und natürlich »Alles neu« durch die sommerlich-brodelnde Potsdamer Nacht am Ufer der Havel. Als dann noch Frank Dellé von Seeed als Gaststar mit auf der Bühne steht, kennt die Begeisterung kein Halten mehr.

Dabei sind es nicht nur die gut aufeinander abgestimmten Songs, auch die Bühnenshow macht einiges her. Sich kaskadenartig nach hinten aufbauend, hat Peter Fox lokale Tänzer und Tänzerinnen eingeladen, mit ihm auf der Bühne zu feiern. So hat er nicht nur bei sich, unten auf dem Parkett einen zweiten Sänger sowie Background-Sängerinnen als Extra für die Show, sondern gleich eine ganze Truppe wild feiernder Tanzbegeisterter im Rücken, die dem Abend einen zusätzlichen Energieschub verpassen. Ob der Kulisse fühlt man sich kurz an cineastische Genregrößen wie »Beat Street« oder »Fame« erinnert.

Bevor Peter Fox zur zweiten Zugabe des Abends eine herrlich zurückgelehnte Version von »Haus am See« anstimmt, lässt er es sich, sichtlich bewegt von diesem denkwürdigen Auftritt, nicht nehmen, auf etwas hinzuweisen: Dass er dem Text seines Klassikers nämlich gar nicht mehr viel abgewinnen kann, da sich eh alles immer um eine Reise zu sich selbst drehe. Sein Publikum fühlt, was wer meint und lässt sich von einer entspannten Abwandlung dieses Überhits verschwitzt und glücklich in eine, mit Sicherheit gute Nacht begleiten.

Als ich das Gelände in Richtung Parkplatz verlasse, sehe ich links an der Backsteinmauer lehnend das Pärchen vom Hinweg – nass vom Tanzen, wild knutschend ineinander verschlungen. Hej Peter Fox, alles richtig gemacht!
Text und Fotos: M. Hufnagl

Peter Fox spielt am 20. Juni in der Jungen Garde und am 17. August bei den Filmnächten am Elbufer. Mehr zum Künstler: www.peterfox.de/



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