Ratloser Hexer? Pedro Pauwels mit »Sors« im Festspielhaus Hellerau
Er imitiert sie, er kopiert sie und tut es doch nicht. In Pedro Pauwels´ Hommage an Mary Wigmans »Hexentanz« sitzt er wie sie am Boden, die weiße Maske vor dem Gesicht, doch statt des kimonoartigen Gewandes schlichte schwarze Kleidung. Das Gewand kommt dann erst später. Flüchtig übergeworfen, für sich selbst als Stoff vertanzt. Die Bewegungen sind zu Beginn exakt die von Mary Wigman. Nur dort, wo die Formensprache der Grande Dame des deutschen Ausdruckstanzes im noch jungen 20. Jahrhundert von überbordender Dramatik getrieben war, kontempliert Pauwels jede Geste, betrachtet sie. Diese Sprache gehört nicht ihm. Er lässt sich Zeit. Kaum ein Ton, kaum Aktion. Er treibt den Hang zum Irrealen auf die Spitze, wenn er eine Glocke als Hut trägt. Er selbst gibt den Hexer. Und als solcher gibt er kaum etwas preis. Ein Hexer beherrscht, ohne beweisen zu müssen? Was Pauwels da auf der Bühne des Festspielhauses tut, bleibt sein Geheimnis. Seine Rituale gehören allein ihm. Den Zuschauer nimmt er darin nicht mit.
Fremde Töne, ätherische Stimmen, die in überweltliche Gesänge übergehen. Mal ist er der Bucklige, mal führt seine Hüfte ein Eigenleben. Pauwels ist auf der Suche. Das gibt er selbst zu. Nur scheint er bisher nicht viel gefunden zu haben. Er spricht von Wigmans Beziehung zu Rudolf von Laban, als dessen Assistentin sie gearbeitet hat. Pauwels umgeht auch ihre Kollaboration mit den Nazis nicht. Alles andere wäre auch unklug gewesen. Seine Aussage bleibt allerdings unverständlich. Er will seine eigene Mary Wigman finden. Gut. Will ganz in ihrem Sinn im eigenen Ausdruck aufgehen. Dazu muss er sich von ihr weg bewegen. Das erscheint logisch. Nur, warum Pauwels sich dann mit dem letzten Bild weiter zurück in die Geschichte des Tanzes bewegt, ist unklar. Er tänzelt mit einer federleichten Plastikfolie über die Bühne und evoziert damit die Effekthascherei der amerikanischen Tänzerin Loïe Fuller. Zweifelsfrei hatte diese auch ihren Einfluss auf die Arbeiten Wigmans ausgeübt. Aber sonst? Rico Stehfest

Nächste Vorstellung: 6.4.2013, 20 Uhr



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