Bilbos Begegnungen – »Der Hobbit« verzaubert in der Villa Wigman sein Publikum

8.Dezember 2022 – Wie nennt man das, wenn ein Mann in den besten Jahren sein Leben von heute auf morgen komplett umkrempelt und plötzlich ungewöhnliche Dinge tut: sich etwa in raubeinige Gesellschaft begibt, die seinem Wesen eigentlich zuwiderläuft, mit diesen Leuten eine Reise ins Unbekannte antritt – einfach für den Kick, den das gibt? Der biedere Bilbo Beutlin steckt wirklich in der Midlife-Crisis, als der graue Zauberer vor seiner Tür steht und ihn auf ein Abenteuer einlädt. Anders ist es nicht zu erklären, dass er so fraglos und ohne Taschentuch mit der Zwergenbande aufbricht, um einen Drachen zu besiegen und den Einsamen Berg zu erobern.


J.R.R. Tolkiens Fantasygeschichte für Kinder aus den 1930er Jahren ist ein Klassiker. Seit Mittwoch ist die Geschichte um den Hobbit in der Villa Wigman als Figurentheater mit der Leipziger Compagnie „Wilde und Vogel“ zu erleben. In nur siebzig Minuten wird die komplette Geschichte erzählt: vom ersten Treffen vor Bilbos Haustür über die Begegnung mit Trollen, Elben und Orks, den Ringfund und das Rätselduell mit Gollum über den Kampf mit der Riesenspinne bis zum Sieg über Smaug und den Tod von Thorin Eichenschild. Die Figuren sind allesamt hinreißend: Gandalf ist ein großer und wirklich grauer Zauberer – so grau, als könnte er jeden Moment zu Staub zerfallen. Bilbo ist winzig klein, wie in der Romanvorlage. Mit ihrem Witz, mit Feuer, Blitz und Donner, mit Schattenspielen, Gesang und Musik ziehen die beiden Schauspieler Florian Feisel und Michael Vogel sowie die Musikerin Charlotte Wilde das Publikum ganz in ihren Bann, machen es zu Komplizen und Mitspielern – und man lässt sich sehr gern darauf ein. Denn noch vor Beginn stimmen die Feisel und Vogel die Zuschauer auf das Stück ein: Jeder Gast wird persönlich begrüßt (ganz besonders die Kinder!), es wird herumgeflachst, das Hobbit-Wissen wird geprüft, es werden Rätsel gestellt. Kurz gesagt: Es ist ein ganz zauberhaftes Stück und eine glückliche Fügung, es gerade jetzt in der Adventszeit, wo viele Menschen empfänglich sind für Märchen, in der Stadt zu haben.

Annett Groh / Fotos: Thilo Neubacher

weitere Vorstellungen: 9.-11. Dezember in der Villa Wigman



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