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»Wir sind Kommando Sonnenschein« – Beatsteaks im Interview (Foto: Erik Weiss)
Beatsteaks im Interview (Foto: Erik Weiss)
■ DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl ist bekennender Beatsteaks-Fan. Naheliegend, dass er sich auch vor der anstehenden Tour bei Sänger Arnim Teutoburg-Weiß nach dem Stand der Dinge erkundigt. Ein Gespräch über Freudentränen in der Berliner Philharmonie, soziales Engagement und Tuchfühlung mit dem Publikum.

Wie aufgeregt bist du vor den anstehenden Konzerten?

Arnim Teutoburg-Weiß: Das kommt bei mir immer erst eine Stunde vorher. Jetzt ist die Vorfreude so immens groß, wie beim allerersten Gig vor 27 Jahren. Wir haben seit drei Jahren nicht live gespielt und in den letzten zwei Monaten viel geprobt. Wenn man lange zusammen ist, wird einem klar, was das für ein Geschenk ist. Was wir da machen – deswegen bin ich auf der Welt.

Ihr habt 2019 ein Jahr Pause gemacht, dann kam die Pandemie ... ?

Arnim Teutoburg-Weiß: Das war ein bisschen ungünstig. Aber hey, wir hatten sonst so viel Schwein in unserem Bandleben und jetzt halt einmal richtig Pech. Wir wussten aber, dass wir das als Band überleben, waren vorsichtig mit unserem Geld. Unser Buchhalter hat immer aufgepasst, dass keiner von uns Rockstar wird. Die Crew traf es härter. Hier haben wir geholfen und regelmäßig nachgefragt. Da haben sich unglaubliche Sachen abgespielt. Der beste Soundmann, den ich kenne, der uns vom kleinen Club bis Rock am Ring mixt, war auf dem Bau. Jetzt ist er zum Glück wieder da.

Was war dein erstes Konzert als Besucher, als es langsam wieder losging?

Arnim Teutoburg-Weiß: Bilderbuch in der Philharmonie. Das war ganz toll, die Jungs zu sehen. Ich bin immer noch ein riesengroßer Fan und freue mich über die Entwicklung dieser Band. Die machen so geil ihr eigenes Ding. Ich war mit einem Kumpel da. Als angefangen wurde zu spielen, kamen mir die Tränen, so nah ging mir das. Ein sehr schöner, erster Abend.

Bei der anstehenden Tour werdet ihr sowohl an Orten wie dem Dynamo in Zürich, mit einem Fassungsvermögen von knapp 650 Leuten, als auch große Festivals wie Rock am Ring und Open Air wie in der Jungen Garde spielen. Ein Geschenk an euch selbst?

Arnim Teutoburg-Weiß: Total. Im letzten Dezember war erst nur ein Monat geplant. Wir haben dann zu unserem Booker gesagt, dass wir nur zwei Wochenenden frei brauchen, den Rest aber spielen wollen. Im Anschluss haben wir ihm ganz viele Lieblingsvenues aufgeschrieben und uns den Sommer gebaut. Da kommt einiges und es ist herrlich.

Für mich verbreitet ein typischer Beatsteaks Song Zuversicht, transportiert Weite und vermittelt das Gefühl des Verschworenen. Was möchtest du persönlich mit euren Songs vermitteln?

Arnim Teutoburg-Weiß: Ich verehre Joy Division, das kann ich aber nicht. Wir sind Kommando Sonnenschein und das waren wir schon immer. Ich glaube, das hast du gut getroffen. Selbst in der dunkelsten Ecke wird es bei uns romantisch und hoffnungsvoll. Wir sind diese Band auf der Titanic, die schon schräg steht, aber noch spielt. Tanzmusik, Upbeat und keinen Trauermarsch.

Dein Neffe, deine Schwester und dein Schwager leben in Dresden. Hältst du an so einem Abend Ausschau, um zu sehen, wie es ihnen gefällt?

Arnim Teutoburg-Weiß: In allererster Linie interessieren mich immer die Gesichter meiner Mitmusiker. Danach kommt alles andere. Ich schaue auch ziemlich genau ins Publikum, finde also irgendwann Freunde, meine Frau oder meine Schwester. Das genieße ich sehr. Wenn die tanzen, dann ist das ein ganz toller Moment. Ich bemerke aber halt auch den, der geht.

Neben dem Erfolg mit der Musik nutzt ihr eure Reichweite und macht euch seit jeher öffentlich für soziale Themen stark. Eine untrennbare Kombi?

Arnim Teutoburg-Weiß: Das ist ein schmaler Grat. Man muss den Ton treffen. Peter und Thomas schreiben diese Posts bei uns. Ich könnte das nie so gut formulieren. Denken wir, es ist wichtig, dass auch wir öffentlich unseren Senf dazu geben, dann tun wir das manchmal. Wir wissen aber auch, wenn es nicht wichtig ist. Da haben wir ein ganz gutes Gespür. Man kann Geflüchteten auch ohne Instagram helfen.

»Yours«, das letzte Doppelalbum, erschien 2017, »In The Presence Of«, eine EP mit sechs Coverversionen im Dezember 2020. Wann kommt das nächste Album? Braucht ihr erst das Live-Spielen, um danach an einer neuen Platte zu arbeiten?

Arnim Teutoburg-Weiß: Ich denke, dass es so laufen wird. Wir haben Songs und einige Ideen. Im Moment sieht es sogar danach aus, dass in der nächsten Zeit noch ein neuer Song herauskommt (»Kommando Sunshine« erscheint am 27. Mai. Anm. d. Red.). Auf jeden Fall kann »Yours« nicht unser letztes Album gewesen sein. Es gibt aber auch keine Eile. Bei der Zusammenstellung der Setlist merken wir gerade, wie speziell das mit Songs geht, die man lange nicht gebracht hat. Wir müssen spielen, um uns wieder richtig zu spüren. Du musst dir vorstellen, die Beatsteaks haben erst mal 100 Shows gespielt, bevor sie überhaupt ihre erste Platte aufgenommen haben. Viele Bands machen ein Album und überlegen sich dann, wie sie es live machen – bei uns ist das andersrum. Dieses Jahr treten wir auch in der Berliner Wuhlheide auf, werden nächstes Jahr da aber nicht noch einmal spielen. Es wird also Zeit vergehen, bis man uns wieder sieht. Ich glaube schon, dass wir dann was auf Tasche haben.
Vielen Dank für das Gespräch!

Die Beatsteaks spielen am 11. Juni in der Jungen Garde. Vorband sind die wunderbaren Cari Cari. Mehr zur Band: www.beatsteaks.com/

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