DRESDNER Interviews / O-ton!
»Kunst ist mir egal, ich mache Rock and Roll« – Wanda im Interview zum Auftritt in der Scheune – Copyright Foto: Florian Senekowitsch
Wanda im Interview zum Auftritt in der Scheune – Copyright Foto: Florian Senekowitsch
■ Speckige Lederjacke, offenes Hemd, Schweiß auf der Brust, Zigarette im Mundwinkel. Singt Marco Michael Wanda von Liebe, Schmerz und Suff fühlt man jeden Satz, jede Zeile als ob es der eigene Wahnsinn ist. Kein Wunder also, dass Wanda schon mit ihrem Debüt für ordentlich Furore sorgten – Kritiker und Fans feierten, ausverkaufte Clubs allerorts und mittendrin eine Band zwischen Amore, Hype und Wiener Beisl. Mit »Bussi« steht nun die Veröffentlichung der zweiten Platte an, was DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl prompt veranlasst, beim charismatischen Frontmann Marco Michael Wanda mit ein paar Fragen nachzuhaken.

Welches Lebensgefühl möchtest du mit eurer Musik transportieren?

Marco Michael Wanda: Möchte ich nicht. Die meisten Menschen assoziieren eine positive Kraft mit diesen Liedern.

Hört man eure Lieder, so macht es den Eindruck alles drehe sich um Liebe, Identität, Vergänglichkeit und den Raum dazwischen. Woher beziehst du die Inspiration für deine Texte?

Marco Michael Wanda: Ich war immer gerne und nicht gerne am Leben. Ich wollte immer etwas Empfundenes machen und ich wollte etwas Wahrhaftiges machen. Ich habe das Glück und das Pech, nicht blöd zu sein, aber auch reichhaltig zu fühlen. Blöd gelaufen.

Wie wichtig ist Wien als eigenständiger Protagonist innerhalb eurer Kunst?

Marco Michael Wanda: Austauschbar und egal, obwohl das nicht ganz stimmt, aber zum Teufel: man verortet uns gerne in Wien; sollen sie machen.

Tragt ihr mit eurer Musik Wien in die Welt hinaus, oder holt ihr die Welt nach Wien?

Marco Michael Wanda: Wien ist eine Weltstadt. Wo wohnen Sie?

Nervt es aufgrund eurer Herkunft immer auf das Morbide in eurer Musik angesprochen zu werden, oder findest du es eher passend?

Marco Michael Wanda: Ja es nervt, alles an meinem Beruf ist scheiße, außer das Spielen auf der Bühne.

Im Song »Mona Lisa der Lobau« singst du »Vielleicht bin ich ein wenig fröhlicher Mann.« Wie steht es bei Dir persönlich um das Verhältnis von Glück und Euphorie auf der Bühne und dem Moment, wenn der Vorhang fällt?

Marco Michael Wanda: Ich bin Marco Michael Wanda.

Eure Geschichte fühlt sich schnell an, ihr spielt unglaublich viele Konzerte und es macht den Anschein, wenn es nach euch ginge könnten es sogar noch mehr sein. Wie würdest du euren künstlerischen Arbeitsethos beschreiben und wie siehst du eine mögliche Vergänglichkeit von Erfolg?

Marco Michael Wanda: Wir wollen ein breites Publikum in eine Sphäre der Lust und Ekstase hinüber führen. Unser Job ist uralt, früher waren es Schamanen auf fragwürdigen Drogen, jetzt tanze ich in Lederjacke und singe von Amore.

Im Stück »Andi und die spanischen Frauen« heißt es »Ich leb' so viel wie du in einem Jahr an einem Tag«. Bei euch ist »der Suff an sich« ein großes Thema und auch das exzessive Rauchen auf und abseits der Bühne hat Wanda wieder salonfähig gemacht. Ist authentisch gelebte Selbstdestruktivität ein Motor der Band und gibt es Bedenken, dass sie irgendwann zur Bremse werden könnte?

Marco Michael Wanda: Wir leben eigentlich sehr gewissenhaft, legen Wert auf Umgang und Etikette, wir können sehr englisch und tuntenhaft sein, wir können aber auch durchdrehen und alles zerstören. Alles ist möglich, das ist Freiheit, das ist Rock and Roll. Kunst ist mir egal, ich mache Rock and Roll.

Manchmal entsteht der Eindruck, du transportierst das Wort »Amore« lieber als den eigenen Bandnamen. Ist das so und wenn ja warum?

Marco Michael Wanda: Die Welt braucht immer wieder Amore. Ich bin nicht wichtig.

In einem weiteren Song der neuen Platte heißt es »Der Priester sagt, komm bück dich und stell dir vor wir sind am Strand.« Eine Textpassage für einen gesellschaftlichen Diskurs?

Marco Michael Wanda: Nein, Drogen induzierter Scheißdreck. Obwohl das nur die halbe Wahrheit bleibt.

Frauen werden in den Geschichten von Wanda entweder erobert, oder man(n) wird von ihnen gequält oder gepflegt. Der Teufelskreis der Liebe oder simple »auf Tour-Romantik«?

Marco Michael Wanda: Mit dem Tourleben haben die Texte nichts zu tun. Quälen und lieben, klingt gut für mich, damit kann ich leben.

Warum genau heißt die neue Platte »Bussi«?

Marco Michael Wanda: Keine Ahnung.

Bitte nenne deine drei Lieblingsplatten!?

Marco Michael Wanda: Ich höre kaum Musik. Aber ein Versuch: Wanda »Amore«, Wanda »Bussi«, Mozart Requiem.

Gibt es etwas, wovor du richtig Angst hast?

Marco Michael Wanda: Der Tod, der Tod, der Tod. Nicht ficken, nicht lieben, Geister in der Dunkelheit.
Vielen Dank für das Gespräch!

Wanda sind am 23. September live in der Scheune zu erleben. Das Konzert ist bereits ausverkauft. Das neue Album »Bussi« erscheint am 2. Oktober via Vertigo/Capitol. Mehr zur Band: http://wandamusik.com/

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