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Messer

Kratermusik

(Trocadero)


Messer sind spannend. Schon immer. Zeitweise wurde der Band sogar die Rettung der hiesigen Musiklandschaft unterstellt. Ursprung in Münster, beheimatet im Genre »Post-Punk«, und dann auch wieder nicht, weil dieser Rahmen längst gesprengt ist. »Kratermusik« heißt das neue Album des Quartetts mit Sänger Hendrik Otremba. Der macht auch solo Musik, schreibt Romane und ist Bildender Künstler, aber das nur am Rande. Hier geht es um 12 neue Messer-Stücke. Ein Krater als Spur eines Ausbruchs oder Einschlags. In der Wirkung ist diese Platte beides. Drückend, eruptiv, fontänenartig, pochend, weit, tief, nachhallend, heiß und schnell. Songs wie der Opener »Frieden finden«, das treibende »Oswalth (1 2 3 4)«, oder der Eckkneipen-Abspann »Kerzenrauchers letzte Nacht« vereinen (Post)Punk, Wave, Pop, Nachtjazz, Poesie, Performance und Experimentieraufbauten. Dabei kommen die Dub- und Funk Anleihen deutlich tighter daher, als auf dem Vorgängeralbum »No Future Days« (2020). Im Ganzen unverwechselbar Messer, in der Vielschichtigkeit referentiell schier nicht zu fassen – auch wenn der Verweis auf Fehlfarben sicher nicht fehlen darf und das Stück »Taucher« vielleicht in die neue NDW-Schublade passt. Das hier ist so viel mehr. Und dann hört man da noch Thrash-Metal-Ikone Mille Petrozza im Refrain des Stücks »Grabeland«. Messer sind spannend, vielleicht sogar die Rettung der hiesigen Musiklandschaft.
M. Hufnagl
Messer spielen am 21. Mai 2024 im Ostpol. Mehr dazu in der Mai-Ausgabe.
www.gruppemesser.blogspot.com/
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