The Offspring
Let The Bad Times Roll
(Concord)
The Offspring drangen Mitte der 90er in die Jugendzimmer der Welt ein, um sie mit breithosig produzierter Durchdrehmusik zu verwüsten. »Self Esteem«, »All I Want« und »Come Out and Play« waren aber nicht lediglich gute Punkrocksongs. Denn zu der soundtechnischen Wucht gesellten sich noch einprägsame Melodien und witzige Ideen, die die Songs mit dem stimmstarken Sänger Dexter Holland unvergesslich machten. Nach neun Jahren Albumpause erschien nun ihr zehntes Studioalbum. Es beginnt mit dem hektischen Rocksong »This Is Not Utopia«, gefolgt vom Titeltrack der LP, der noch hektischer und soundtechnisch wechselhafter ist als der Auftakt. Nach drei Songs beschleicht einen das Gefühl, einer gestandenen Alternativ-Rockband beim Ausprobieren von freshen Soundeffekten zuzuhören. Besser, weil straigther, ist da schon „Army Of One“, wenngleich die technisch beladene Stimme von Dexter Holland immer noch fremdeln lässt, ob das jetzt wirklich Offspring sind. Mit »Breakin The Bones« geht es weiter aufwärts, auch wenn der Sound anstrengend bleibt, weil anscheinend beim Mix alles auf gleichlaut gedreht wurde. Doch wenn alles möglichst fett produziert ist, bleibt leider kaum Platz für Nuancen, die einen Song erst interessant und hörbar machen. Furios, und das ist nicht zynisch gemeint, wird es aber mit »We Have Never Sex Anymore«. Das sind die alten Offspring mit Witz und Drama, aber mit neuem Sound. Hollands Stimme ist präsent und kräftig, das Lied ein Mix aus Dancefloor, Offbeat, Rock, Swing und gutem Pop. Ein Song, der die Straßenpunks Büchsen werfen ließe, dem DJ aber prima in die Plattenbox passt. Ein Song für nachts halb eins. Mit Groove, Beat und Eindringlichkeit. Wie Caro Emerald bei Rock am Ring. Jedenfalls ein erster Hit. Und abgefahren geht es weiter: »In The Hall Of The Mountain King« ist ein instrumentaler Einminüter, der mit beinah metallischen Klängen immer schneller wird und live sicher einen deftigen Moshpit entzündet. »Hassan Chop« ist ähnlich böse-brutzelig, und ballert derbe wie alter schöner Punkrock vermixt mit schnellem Trashmetall. Das sind Songs, die man nach der ersten Albumhälfte nie erwartet hätte und den Kauf der 12-Song LP absolut rechtfertigen!
DJ Cramér
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