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Ja, Panik

Die Gruppe

(Bureau B)


»Wer kollabiert zuerst? Unser Ökosystem Erde oder der Kapitalismus?« An Fragen wie diese (aus dem Dokumentarfilm »Oeconomia«) musste man denken, als Ja, Panik zum Neujahr »Apocalypse or Revolution« veröffentlichten, eine fast sakral anmutende Hymne des Abgesangs. Das Ende des Kapitalismus muss her, sonst droht der Supergau, so auch hier die implizite Aufforderung. Doch musikalisch klang das wenig nach Revolution und viel nach Apokalypse, am ehesten nach so einer wie in Lars von Triers »Melancholia«: groß, endgültig und von erhabener Schönheit. Jetzt ist das dazugehörige Album erschienen, es ist das erste seit sieben Jahren und trägt den simplen Namen »Die Gruppe« – Ja, Panik wollen sich nicht als Band verstanden wissen, sie sind eine Gruppe, eine Formation, die sich dem Kampf gegen das herrschende Wirtschaftssystem genauso verschrieben hat wie dem gegen die Ödnis des deutschen Konsens-Rock. Doch von Aufbegehren ist hier nicht viel zu spüren. Ein schlechtes Album ist es nicht, stellenweise sogar ein sehr gutes, doch meist gerät die Musik etwas zu geschmackvoll, klingt etwas zu sehr nach Designerbar mit Jazzkeller. Eine gewisse Mattheit, vielleicht gar Resignation, scheint Einzug gefunden haben in die Musik Ja, Paniks. Man kann es ihnen nicht verdenken.
Anton Schroeder
www.diegruppejapanik.com
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