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Slowthai

Tyron

(AWGE)


Während das erste Album Slowthais »Nothing Great About Britain« eine bissige Abrechnung mit den Umständen im Vereinigten Königreich war, kehrt er den Blick auf »Tyron« nach innen. Auf der ersten Albumhälfte, die sich mit extrovertierten Seite Slowthais beschäftigt, scheint die Selbstreflexion der Kunstfigur noch nicht geläufig, so hören wir eine Aneinanderreihung trappiger Raphits, die zugegebenermaßen etwas austauschbar daherkommen. Als wohl interessantester Song ist hier »Cancelled« hervorzuheben, auf dem Slowthai einen gut ein Jahr zurückliegenden Mysogynie-Eklat bei den NME Awards thematisiert. Doch die Auseinandersetzung mit Cancel-Culture greift etwas kurz und wirkt zeitweise kindisch – was durchaus gewollt sein kann. So beschreibt »Tyron« eine klare Entwicklung: Mit dem Abhaken jedes Songs bröckelt etwas mehr Rap-Gehabe weg, bis Slowthais von Selbstzweifeln geplagte Unsicherheit am Ende brach liegt. Der Qualität des Albums tut das gut, so stellt die zweite Hälfte von »Tyron« die vorherige klar in den Schatten. Slowthai ohne Rapperallüren funktioniert wunderbar und ist vor allem eines: sympathisch und menschlich. Eine zumindest teilweise gelungene erste Reifeprüfung.
Anton Schroeder
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