Iris Romen
Late Bloomer
(Waterfall Records)
Das Multitalent Iris Romen wurde in den Niederlanden geboren, lebt in Berlin, singt meist auf englisch und bewegt sich klanglich sehr in den 40ern und 50ern des 20. Jahrhunderts. Trotzdem schaffte sie es bereits in die Fernsehshows des 21. Jahrhundert. Ihr selbstbenannter »Vintagepop« speist sich aus Blues, Jazz, Country, Americana und DooWop. Mit dem neuen Album passt sie so ganz wunderbar in die zurückgezogenere Zeit des Jahres. Voluminösere Jazzbar-Songs findet man genauso auf dem Album, wie auch reduzierten, süßlich-zarten Erzählblues. Doch Iris ist nicht nur eine versierte Sängerin, die in verschiedenen Klangfarben performen kann, sie spielt hier auch Fender Rhodes, Gitarre, Kontrabass, Bassgitarre und manches mehr. Zusammen mit den Musikern Micha Fromme, Alexey Wagner und Moe Jaksch entstand ein abwechslungsreiches 11-Song-Album, das sogar eine witzig-atmosphärische Nummer auf deutsch (»Filmriss«) enthält. Damit wäre auch schon ein Hit der Platte genannt, aber das ist bei weitem nicht der einzige. Die blues-jazzige Nummer »Bird« erinnert angenehm an Holly Golightly, der Titeltrack ist ein warmer, geerdeter Opener mit schönem Harmoniegesang und einem wunderbaren Gitarrensolo. Bei »Joaquin´s Song«, den sie für ihren Sohn schrieb, hört man regelrecht, wie sie an dessen Bett sitzt – und singt, während sie ihm über die traumschwere Stirn streicht. »Elevator Boy« dagegen ist charmant-spleenig und würde mit seinem süßen Arrangement sehr gut in einen Audrey-Hepburn-Film passen. Ansich könnten einige Nummern auch beispielsweise im Tatort oder in Jim-Jarmusch-Filmen Platz finden. Balladen und schnellere Lieder halten sich zum Glück die Waage und zum Schluss des Albums wird es mit meinem heimlichen Hit der Platte (»Tipsy«) wieder süffisant jazzy. Well Done, Iris Romen!
DJ Cramér
www.irisromen.com/< zurück