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Ansa Sauermann

Trümmerlotte

(Lotterlabel)


Das Lotterlabel aus Österreich präsentiert das zweite Album des gebürtigen Dresdners und Zwischendurchberliners Ansa Sauermann, der bereits seit einer Weile in Wien wohnt. Und auch das neue Album lebt von den Qualitäten, die bereits sein Debütalbum (»Weiße Liebe«, 2017) zu etwas Besonderem im deutschsprachigen Popgeschäft machten. Ansa singt mit fast schon schutzloser Leidenschaft über persönliche wie gesellschaftskritische Themen (»Game Over«, »Bohrmaschine«), und verfügt dabei über besonderes poetisches Textergeschick. Denn auf angenehme Weise wirken die dicht gedrängten Lyrics weder gestelzt noch plump. Seine Stimme landet häufiger mal im Rotbereich, was seinen Songs mit der Qualität von Kurzgeschichten eine ganz spezielle Dringlichkeit verpasst. Musikalisch geht es mal eingängig-schnell (»Kopf aus«, »Al Pacino«, »Nackt«), mal zurückgezogen melancholisch (»Weniger Laut«) zu. Auf Albumlänge unterhält neben der textlichen auch die musikalische Vielseitigkeit, denn vom fast schon Clueso-haften Radiopop (»Geht los«), der live sicher wunderbar unter die Haut fahren wird, über knarzigen Gute-Laune-Rumpelrock (»Schaukelstuhl«), bis zu sperrigem Synthie-Pop (»Meister&Margarita«) hat das Album allerhand Facetten zu bieten, die man selbst nach mehrmaligen Hören gar nicht alle benennen kann. So hat das Album gleich mehrere Songs, die man leicht als Single auskoppeln könnte. Wie auch der vom Dresdner Mitmusiker Adrian Röbisch geschriebene Song »Verdammter Vogel«. Der schraubt sich mit den dunklen Lyrics, dem schiefen, fast schon Tom Waits‘schen Bierklavier und Duettgesang besonders gut in die Erinnerungsrinde. Ansa gelang mit seiner »Fantastischen Band« und ein paar Gastmusikern aus Wiener Bands (Voodoo Jürgens, Fuzzmann, Pauls Jets) ein neues Album, das uns zeigt, dass der Streuner aus Dresden neue Kraft und neue Themen gefunden hat, für die es sich lohnt seine Stimmbänder zu überhitzen.
DJ Cramér
www.ansasauermann.de/
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