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Mine

Klebstoff

(Caroline International)


Der große Saal im Kreuzberger Bi Nuu ist voll. Geladen hat die Plattenfirma Caroline zur Labelnacht. Diverse Künstler werden an diesem Abend performen, erwartet wird jedoch vor allem die Frau mit der großen Brille. Mine ist der heiße Scheiß – und das vollkommen zurecht. Veröffentlicht sie 2013 mit »Herzverleih« vorsichtig erst eine EP, liest sich ihr nachfolgender künstlerischer Werdegang schnell wie der herrliche Eigensinn einer Musikerin, die weiß, was sie auf dem Kasten hat. Allein die beiden, durch Crowdfunding finanzierten, Orchesterkonzerte in Mannheim und Berlin zeugen davon, dass hier jemand hart an der Umsetzung von Ideen und Träumen arbeitet – mit Erfolg. Kollaborationen mit Künstlern wie Fatoni, Die Orsons oder Samy Deluxe folgen und auch solo bekommt Mine großen Zuspruch von Fans und Kritikern. Das ist bis heute so. Ihr Markenzeichen: Intelligente deutsche Akrolyrik mit Groove und Kante, Melodie und Break, Tiefgang und Wandgekritzel. Bei »Klebstoff« ist das nicht anders. 11 Songs, rund 40 Minuten, die gute Seite des Pop. Wem der Plattentitel suspekt ist, kann beruhigt sein. Dahinter steckt kein ramoneskes Leimschnüffeln, vielmehr die Liebe zum Wort an sich wie Mine selbst erklärt: »Ich bin ja ein großer Fan der deutschen Sprache und mag gerne, dass sie so kryptisch in den Betonungen ist. ’Klebstoff’ klingt hart, aber gleichzeitig trotzdem weich und passt genau zu seiner Bedeutung. Ich finde das Bild interessant, dass jeder von uns mit Klebstoff umhüllt durch das Leben geht und alle Dinge, mit denen man in Kontakt kommt – positiv oder negativ – an einem kleben bleiben. Auch, wenn man das gar nicht will. Auch, wenn man schon längst woanders ist.« Man glaubt es ihr. Daumen hoch und im Bi Nuu wird immer noch getanzt.
M.Hufnagl
www.minemusik.de
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