Kadavar
Rough Times
(Nuclear Blast)
Wundervoll. Mit ihrem vierten Album erhöht das Berliner Trio den Härtegrad, verpackt zehn Songs in 44 Minuten und setzt nebenbei die Latte in puncto klassischem Rock mit psychedelischen Spektren ein paar Stockwerke höher. Schon vor zig Jahren, als ich Christoph »Lupus« Lindemann, den Sänger und Gitarristen dieses Ausnahmetrios im Berliner Club »White Trash« an der Schönhauser Allee kennenlernte, strahlte der immer freundliche Rockjünger eines ganz klar aus: zu wissen, was er und wo er hin will. »Rough Times« klingt nun, als ob er und seine Mannen just dort angekommen sind. Hier verspielt, da drückend treibend, um sich im nächsten Moment in frickelige Untiefen zu stürzen, ist diese Platte der Reifenabrieb einer Band, die im klassischen Sinne Kilometer frisst, um auch den letzten Winkel des Planeten von ihren Riffs zu überzeugen. Gegen so viel Leidenschaft kann eine Schublade wie »Retro« nur abstinken. So erklärt sich der Erfolg von Kadavar nicht nur durch ihre musikalische wie optische Genre-Stilsicherheit, sondern vielmehr durch das Vermögen, dieser Spielart des Rock‘n‘Roll eine höchst zeitgemäße Coolness zu verpassen. Bitter nötig war das und mit »Rough Times« so gelungen wie schon lange nicht mehr. Anspieltipp: »Skeleton Blues« als Anwärter auf die diesjährige Herbsthymne. These krauts know how to fuckin‘ rumble. Platte des Monats.
M.Hufnagl
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