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Wild Beasts

Boy King

(Domino)


Für Hayden Thorpe ist die Sache klar. Die neue Platte ist eine für die »Generation Tinder«. Wie jetzt? Blick riskieren, bei Nichtgefallen wegwischen, bei »I like« klebrig schwitzen, Kontakt aber nicht speichern. Nein. So hat er es wohl nicht gemeint. Vielmehr geht es dem Frontmann der fulminanten Wild Beasts um das Aufbrechen sexueller Identität, dem dreckigen Nachtspiel und der Dekonstruktion überbordender Männlichkeit. Der »Boy King« als maskenhaftes Wesen, zerrissen zwischen düsterer Lust und gesellschaftlichem Anspruch – immer ausbrechend mit einem Bein im Club. So ist es nur konsequent, wenn einem gleich im zweiten Stück der Satz »Now I'm all fucked up and I can't stand up so I better suck it up like a tough guy would« vor die Füße gerotzt wird. Der »Tough Guy« hat nichts mehr zu verlieren, nimmt alles mit, was geht. Keine heroische Rockstarphantasie, sondern simple Notiz vom tiefen Grund menschlicher Emotion. Und musikalisch? Hier schwebte Thorpe zur fünften Platte der vier Engländer eine Mischung aus Timberlake und Nine Inch Nails vor. Zum Glück beschreibt dies »Boy King« im Ergebnis nicht mal annähernd, zu eigenständig, zu sehr Zeitgeist ist das, was einen da anspringt. Produziert von John Congleton in Dallas glänzen hier treibende Beats vor blitzenden Synthies, die uns auf mitreißenden Melodien durch die Nacht reiten lassen. Faszinierend klingt das, nicht zuletzt auch durch die sich immer wieder grandios ergänzenden Stimmen von Thorpe und Bassist Tom Flemming. Traditionell fällt mit »Dreamliner« der letzte Song der Platte dann ruhig, fast schon besinnlich aus. Ein Moment der inneren Ruhe, den man sich nach diesem Feuerwerk redlich verdient hat. Awesome!
M.Hufnagl
wild-beasts.co.uk
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