Steven Wilson
Hand. Cannot. Erase
(Kscope)
Nach dem am 1970er Prog-Rock orientierten Vorgänger »The Raven That Refused To Sing« bietet das neue Soloalben von Steven Wilson eine größere Stilvielfalt mit stärkeren Elementen aus Ambient, Elektro-Pop und pointiert eingesetztem, teils scharfkantig schrägem Metal, sowie etwas folkloristischer Färbung. Die Geschichte einer jungen Frau, die nach ihrem Tode unbemerkt drei Jahre in ihrer Wohnung lag, gab die inhaltliche Vorlage für ein Konzeptalbum, das die Einsamkeit und Großstadtanonymität zum Thema hat. Die Umsetzung ist bei allen Wechseln organisch und ebenso virtuos wie zumeist poetisch im Ton. Unter den bisherigen Solo-Alben Steven Wilsons ist dieses vielleicht das kompositorisch brillianteste und dynamisch reichste, mit überraschenden Öffnungen insbesondere zu leiseren Klängen. Eindringliche Melodien und farbige Harmonien neben drastischen Klanghärten vermitteln Ideen davon, was das Leben lebenswert macht, sowie von dessen Gefährdung. Es ist, als wollte er den musikalischen Ausdruck eines gesamten Lebens mit seinen vielen Facetten liefern. Mit den Wechseln zwischen Freude und Trauer, Kitsch und dramatischer Klangarchitektur, den raffinierten Details und Entwicklungen erscheint Wilson anno 2015 als ein Gustav Mahler der Rockmusik.
Friedrich Hausen
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