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1984

Influenza

(Deaf Rock/ Rough Trade)


Was sich so alles aus einer Support-Tour ergeben kann: 2008 nehmen die Blood Red Shoes eine bis dato unbekannte französische Band namens 1984 mit in den Bus und auf die Bühnen. In den gemeinsam verbrachten Wochen müssen die Vibes derart gepasst haben, dass man sich nicht nur anfreundete, sondern nun auch gemeinsame musikalische Sache macht. »Influenza« nennt sich der von Laura-Mary Carter und Steven Ansell produzierte Zweitling des Trios aus Straßburg. Darauf erfinden Etienne Nicolini, Kevin Matz und Thomas Figenwald den Rock’n’Roll nicht neu. Wieso auch? Bereits der Opener »Intrusion« erinnert an gute alte Bekannte wie Interpol oder Franz Ferdinand, was angesichts der französischen Herkunft der Band allerdings ein wenig verwundern darf. Der geneigte Hörer kann schließlich nicht zwingend davon ausgehen, dass den Jungs britische Indie-Sozialisation zuteil wurde. Vielleicht ist aber genau das der Grund dafür, dass sie trotz der Referenzen und Produzenten von der Insel frisch und unbedarft klingen. Auffällig ist ihre unverhohlene Liebe zu New Wave und Post-Punk, die sich im Namen, aber auch in musikalischen Querverweisen zu Joy Division, The Smiths und den Chameleons offenbart. Dank rasanten Gitarrenspiels, gepaart mit hypnotischen Rhythmen, entwickeln 1984 von der ersten bis zur letzten Albumminute einen ungeheuren Druck. So wird fast jedes Stück zu einem potentiellen Tanzflächenfüller (Anspieltipps: »Maze« und »Fulmine«). Manchmal schimmert auch die melancholisch-poppige Seite des Trios durch. Besonders deutlich zeigt sie sich in »Complain«. Hier kommen fast romantische Gefühle auf, was auch an der stimmlichen Unterstützung durch den weiblichen Part der Blood Red Shoes liegt. Noch so ein ganz angenehmer »Nach-Effekt« der Support-Rolle von vor fünf Jahren.
Stefan Bast
1984 spielen am 15.3.2013 live Ostpol.
www.1984-influenza.com
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