Hamel
Lohengrin
(Decca/ Universal)
»Ein guter Song ist ein guter Song, egal ob er 1920 oder 2011 geschrieben wurde. Hauptsache, die Melodie packt mich.« Dieses Zitat von Wouter Hamel sagt viel aus über die Art und Weise, wie er seine eigenen Songs schreibt und wie er sie vorträgt. In Holland und Fernost bereits als Superstar gefeiert, scheint der Mitdreißiger mit seinem dritten Album beweisen zu wollen, dass er nahezu alles kann: Mal gibt er den Soul-Crooner mit Piano-Pop-Affinität (»Demise«), mal den introvertierten Piano-Elegiker (»What's Left«, »Little Boy Lost«), mal zerrinnt er im Schmelz der Geigen (»Finally Getting Closer«), um im nächsten Moment ähnlich wie es Michael Bublé stilvoll vormacht, den ganz großen Entertainer-Entwurf (»Lohengrin«) aus der Tasche zu ziehen. Vom Jazz ausgehend, schlägt er so viele Haken und Schleifen, dass einem schlicht die Luft wegbleibt. Doch klingt sein konsequentes und keineswegs schlichtes Bekenntnis zum Pop ähnlich überzeugend wie es einst bei Joe Jackson und Billy Joel der Fall war. Seine selbst produzierten Songs sind intelligent gestrickt, die peinlich-pathetischen Momente eher selten. Und dann ist da diese Stimme, die Erinnerungen aufkommen lässt; etwa an Jamie Callum und Rufus Wainwright. Dabei übt er sich in Bescheidenheit, wenn er meint, dass Wagners mythische Operngestalt »Lohengrin« keineswegs inhaltlich Pate für dieses Piano-Pop-Wunderwerk stand. Vielmehr sei der Grund für den gewählten Titel lediglich der Name jener Straße in Den Haag, in der er aufwuchs. Großes Kino im Clubformat? Wir werden sehen, ob das funktioniert.
Frog
Hamel ist am 22.4.2012 live im Jazzclub Tonne zu erleben.
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