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»Wir haben auf alles eine Antwort!« – Fettes Brot im Interview (Foto: Jens Herrndorf)
Fettes Brot im Interview (Foto: Jens Herrndorf)
■ Fettes Brot ist seit einem Vierteljahrhundert ein Garant für wortwitzigen Hip-Hop, der durchaus auch mal in andere Genregefilde abdriftet. Am 28. Oktober spielen die drei Hamburger Jungs im Alten Schlachthof auf. Im Gepäck: das aktuelle Album »Lovestory«, das sich der Liebe in all ihren Facetten widmet. Zur Einstimmung auf's Konzert hat DRESDNER-Autorin Kaddi Cutz mit Boris Lauterbach a.k.a. König Boris über Liebe, Freundschaft und das wilde Tourleben geschnackt.

Was ist denn die Lovestory hinter eurem neuen Album?

Boris Lauterbach: Wir waren in der Vorbereitung auf das neue Album in einem Häuschen an der Nordsee und haben da angefangen, Demos zu machen und damit sind wir dann nach Hause gefahren und haben die unserem engsten Kreis vorgespielt. Die Liebeslieder waren letztlich die, die am meisten herausstachen und so kam die Idee auf: Warum nicht auch mal ein Konzeptalbum machen, wo es nur um Liebe geht? Von den 13 Demos haben wir dann zehn direkt weggeschmissen und von vorne angefangen, diesmal mit dem Fokus auf das Thema »Liebe«. Wir haben dann sehr schnell gemerkt, dass wir über den Umweg Liebeslieder Themen besprechen können, die wir so sonst vermutlich nicht besprochen hätten. Unser Ziel war es natürlich, Liebeslieder aus ungewöhnlichen Perspektiven zu schreiben, die man so vielleicht noch nicht gehört hat und die nichts mit den üblichen Schnulzen oder Romantik-Songs zu tun haben.

Was ist für dich der beste Lovesong ever?

Boris Lauterbach: Oha (lacht). Den besten gibt es, glaube ich, nicht, aber natürlich viele tolle. Da erwischst du mich gerade auf dem falschen Fuß.

Auf welchen hättest du gut verzichten können?

Boris Lauterbach: Da gibt es auf jeden Fall auch einige. Aber ich rede ja grundsätzlich viel lieber über Dinge, die toll sind als über welche, die ich scheiße finde (lacht).

Als es mit Fettes Brot los ging, war Influencer noch kein Beruf. Euer Opener »Ich liebe mich« ist einerseits ein Plädoyer für die Selbstliebe, zeigt aber auch die andere Seite der Medaille, nämlich die der überzogenen Selbstinszenierung. Wo ist da der Punkt erreicht, wo so was kippt und wie steht ihr selbst zu Instagram & Co.?

Boris Lauterbach: Ich glaube, man sollte einen gesunden, ironischen Abstand zu dem Ganzen haben. Es geht nicht darum, sich dem komplett zu verweigern, wir haben ja auch unsere Instagram- und Facebook-Accounts und es ist ein toller Weg, die Leute direkt zu erreichen, zu zeigen: Das machen wir gerade, darüber machen wir uns Gedanken oder auch einfach nur: Guck mal, das ist lustig. Schwierig wird’s, wenn das Leben auf Instagram das echte Leben überschattet und man es danach ausrichtet, dass es in den sozialen Medien toll aussieht.

Nach »Forellentee« habt ihr nun eine neue Radiosendung mit dem schönen Titel »Was wollen wissen?«, bei der ihr abstruse Zuhörerfragen beantwortet. Habt ihr tatsächlich auf alles eine Antwort und was macht ihr, wenn euch mal gar nichts dazu einfällt?

Boris Lauterbach: Wir haben auf alles eine Antwort! Nicht immer die richtige, aber auf jeden Fall die schönste! Natürlich scheitern wir aber auch regelmäßig in dieser Sendung. Das ist Teil des Konzepts und das macht auch den Reiz aus, dass uns die Leute dabei zuhören können. Für uns ist das eine große Freude.

Welche Frage bewegt denn Fettes Brot, oder dich, ganz konkret?

Boris Lauterbach: Momentan bin ich sehr damit beschäftigt, meine Koffer ständig zu packen, da wir ja gerade viel unterwegs sind. Welchen Koffer nehme ich, was muss da auf jeden Fall rein, was kann zu Hause bleiben? Mit solchen einfachen Alltagsproblemchen bin ich schon vollkommen ausgelastet (lacht).

Gibt es irgendwas, das du immer auf Tour dabei hast?

Boris Lauterbach: Nee, man versucht sich ja so weit runterzudressen, so wenig mitzunehmen, wie nur möglich. Das funktioniert dann aber doch immer nicht so ganz. Der Selfie-Stick ist natürlich immer dabei, das Idiotenzepter, damit man auch schön Fotos machen kann, und sonst so ganz normale Sachen. Zahnpasta und 'ne Badehose.

Also kein Kuschelteddy?

Boris Lauterbach: Nein, dafür habe ich ja meine Bandkollegen (lacht).

Wie stehst du zu IKEA?

Boris Lauterbach: (lacht) Schwierig. Ich hab da selber schon viele Streitereien gehabt und auch schon viele andere Paare dort tatsächlich verzweifeln sehen. Das ist immer eine sehr interessante Sozialstudie. Vermutlich sprichst du aber den Song an. Ich hab natürlich gar nichts gegen den Laden, ich kauf da auch ein. Aber ich fand das Bild ganz schön, von einer kaputten Beziehung, die so ähnlich ist wie ein IKEA-Schrank, der mehr verspricht als er hält und bei dem man verrückt wird, wenn man das Ding aufbauen muss.

Gibt es Songs, auf die ihr nach 25 Jahren gar keinen Bock mehr habt?

Boris Lauterbach: Na wir haben ja so etwas über 300 Songs geschrieben und da sind natürlich welche dabei, die wir jetzt nicht mehr spielen, einfach weil man sagt, das würden wir heute so nicht mehr machen. Aber so Sachen wie »Nordisch by Nature« oder »Jein«, da haben wir auch heute immer noch großen Spaß dran. Man kriegt ja auch sehr viel Liebe zurück, wenn man da auf der Bühne steht und die alten Dinger da nochmal raushaut. Insofern macht das sehr viel Spaß.
Vielen Dank!

Fettes Brot sind am 28. Oktober im Alten Schlachthof zu erleben. Mehr zur Band: http://fettesbrot.de/

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