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Verliebt in John Lennon – Shybits im Interview
Shybits im Interview
■ So geht‘s auch. Beheimatet auf dem gefeierten Berliner Label »Duchess Box Records« lässt sich das Trio gut fünf Jahre Zeit, bevor sie mit »Body Lotion« dieser Tage ihr heiß ersehntes Debüt veröffentlichen. Warum sich das so lange hinzog, welche Musik sie als Teenager hörten und was es mit dampfendem Straßenbelag auf sich hat, erfuhr DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl im Gespräch mit Schlagzeugerin Meghan und Frontmann Liam an einem stürmischen Nachmittag unweit des Checkpoint Charlie.

Die Mitglieder der Shybits kommen aus England, Südafrika und Italien. Getroffen habt ihr euch in Berlin. Ein Beispiel für die Vielfalt dieser Stadt?

Meghan: Ich denke schon. Bevor ich nach Berlin gezogen bin, habe ich sehr lange in Hamburg gelebt. Dort habe ich mich schwergetan, wirklich anzukommen. Berlin ist viel internationaler. Als ich an die Spree gezogen bin, hatte ich das Gefühl durchatmen zu können. Hier trifft man viele Leute, die das Gleiche machen. Für den Moment ist es auch noch billiger.
Liam: Viele meiner Freunde sind Künstler und Musiker. Von diesem Lebensstil fühlte ich mich schon immer sehr angezogen. Auch deshalb ist hier für mich der richtige Ort.

»Body Lotion«, euer Debüt, klingt wie eine gelungene Klammer aus früher und heute. Wie sehr verorten sich die Wurzeln eurer Musik im klassischen Indie-Rock?

Liam: Ich stand schon immer sehr auf Indie aus den Vereinigten Staaten, und auf britische Bands der späten 80er Jahre. Die ganze Cold-Wave-Bewegung fand ich megainteressant. Auch Blur und Oasis mochte ich sehr. Allerdings fand ich Blur immer ein bisschen besser. Die sind punkiger und haben intelligentere Akkordwechsel.
Meghan: Außerdem sind Liam und ich seit jeher von den Beatles besessen. Schon als Kinder, als wir uns noch gar nicht kannten. Wenn ich von der Schule nach Hause kam, habe ich meine Kissen zum Plattenspieler geschleppt, mich davor gesetzt und die drei Beatles-Platten meiner Mutter rauf und runter gehört. Bei Filmen wie »A Hard Day's Night« und »Help« musste ich regelmäßig weinen, weil ich so verliebt in John Lennon war. Liam ging es ähnlich, wenn ihm sein Vater Platten im Baumhaus vorspielte.
Liam: Da liefen auch die Beach Boys und eigentlich alles, was eingängig und hooky war.

Das, was man damals Popmusik nannte?

Liam: Genau. Insgeheim sind auch die Shybits eine kleine Popband.

»Bitumen Dreams« heißt der erste Song eures Debüts. Worum geht es?

Liam: Es ist keine direkte Erzählung, sondern eher surreal. Beim Schreiben hatte ich das Bild von Bitumen vor Augen – das Material, mit dem die Straße asphaltiert wird. Ich liebe die Textur, es ist dickflüssig und setzt Dämpfe frei, die einen vernebeln. So entstand eine psychedelische Gefühls-Collage. Ziemlich melancholisch und im Refrain unglaublich tragisch. Fast schon ein Trennungssong.

Beim Durchhören der 12 Titel entsteht der Eindruck, dass das Erzählen von Geschichten ohnehin nicht im Vordergrund steht. Es dominieren Atmosphäre und das Malen mit Worten. Obskur, sarkastisch, ironisch und auf eine positive Art und Weise überspitzt?

Liam: Genau so. Es geht nie um eine direkte Erzählung.
Meghan: Wir sehen die Songs eher in surrealen und abstrakten Bildern. Wie eine Traumlandschaft.

Gegenüber einer unbeschwert treibenden Musik?

Meghan: Das trifft es ganz gut. Unsere Vibes kommen ziemlich euphorisch und glücklich daher. Schaut man sich die Songtexte aber eben genauer an, sind die meisten eher traurig und ziemlich melancholisch.

Shybits wurden 2017 gegründet. Nach Besetzungswechseln habt ihr euch in der jetzigen Konstellation schnell den Ruf einer mitreißenden Liveband erarbeitet. Bis zur Veröffentlichung des Debüts hat es dennoch fast ein halbes Jahrzehnt gedauert. Warum?

Liam: Wir hätten auch schon vor anderthalb Jahren ein Album veröffentlichen können. Unser Label aber wollte, dass wir uns erst mal auf Singles konzentrieren. Also haben wir ein paar starke Songs rausgehauen und so eine Fanbasis aufgebaut.
Meghan: Live zu spielen, war extrem wichtig für uns. Es bringt nichts, ein Album herauszubringen, das dann nicht gut ankommt, weil einen keiner kennt.
Liam: Letztendlich hat uns hier vielleicht auch die Pandemie etwas aus dem Konzept gebracht.
Meghan: Jetzt genießen wir das alles einfach, sind dankbar und sehen den positiven Trubel mitnichten als selbstverständlich an.
Vielen Dank für das Gespräch!

Shybits sind am 12. April als special guests bei der Wasteland-Tour von Laura Lee & The Jettes live im Ostpol zu erleben. Mehr zur Band unter www.facebook.com/shybits/ bzw. http://open.spotify.com/artist/3RpiuODlxLEzGTjoKa2qW7

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