■ Olaf Schubert wird erneut zum Gastgeber von über 100 Künstlern, die sich beim großen Klassentreffen der deutschsprachigen Comedyszene in Dresden die Klinke in die Hand geben. Alte Hasen und neue Talente treten an, um den Dresdnern bei der 6. Humorzone das eine oder andere Lachen zu entlocken. Einer von ihnen ist Quichotte, seines Zeichens Dichter, Rapper, begnadeter Stand-Up-Künstler und vor allem ein stetiger Kämpfer gegen die Windmühlen der seichten Unterhaltung, mit dem sich DRESDNER-Autorin Kaddi Cutz anlässlich seines Auftritts bei der Humorzone unterhalten hat.
So richtig ein Newcomer bist du ja eigentlich nicht mehr, dafür aber sehr vielseitig unterwegs als Autor, Poetry Slammer, Musiker und Comedian. Und auch bei der Humorzone bist du quasi Wiederholungstäter – worauf können wir uns diesmal freuen und worauf freust du dich am meisten?
Quichotte: Ich bin diesmal bei der »Zotenzone« dabei und freue mich auf das fantastische Line-Up. Neben J.-P. Zymny und Nektarios Vlachopoulos, die ich ja aus dem Slam kenne und schätze, sind Friedemann Weise und natürlich die Gastgeber von »Zärtlichkeiten mit Freunden« dabei und ich liebe alle immens! Außerdem ist die Humorzone ein Treffen feiner Leute und die Aftershow ist immer lang und dreckig (lacht). Das ist einfach ein großer Spaß. Ich selbst werde neue Songs und Stand-Ups aus dem gerade fertigwerdenden Programm »Schnauze« zum besten geben, mit dem ich übrigens am 15. Oktober wieder in Dresden bin. Ich bin auch immer sehr gerne in der Schauburg, das ist irgendwie ein guter Auftrittsort.
Was unterscheidet die Poetry-Slam-Szene von der Comedyszene? Wie hat die sich verändert, seit du dabei bist?
Quichotte: Die Slamszene war lange der subkulturelle Geheimtipp, aber der Hype aus den letzten Jahren hat das Format auch ein wenig kommerzialisiert. Ich mochte immer den Charme der Slamszene, vor allem weil da geniale Künstler auftreten, die noch keiner kennt, aber auch Leute, die im stillen Kämmerlein Liebesgedichte mit grausamem Metrum und schlechten Reimen schreiben. Beides hat da seine Daseinsberechtigung und findet eben gleichzeitig an einem Abend statt. Da werden ernste und lustige Nummern vermischt und so entsteht für das Publikum ein vielseitiger und unterhaltsamer Abend. Außerdem ist Slam ja immer ein Wettbewerb, was das Format gerade für die Zuschauer interessant macht. In der Comedy geht es natürlich eher um humoristische Beiträge. Da ist der Slam variantenreicher. Aber ich fühle mich in beiden Genres wohl.
Was braucht heute ein guter Comedian?
Quichotte: Timing, Selbstbewusstsein und gute Gags. Hier ein persönlicher Appell: Schreibt euren Scheiß selbst! Gagklau geht mir so hart auf den Sack! Vor allem weil das teilweise von der Industrie noch unterstützt wird. Gute Comedians machen ihren eigenen Stuff und können damit überzeugen! Achtet da drauf und erhebt eure Stimme, wenn ihr geklautes Material irgendwo hört.
Über welche Kollegen lachst du selber am liebsten?
Quichotte: Helge Schneider ist für mich immer noch einer der Besten! Ich bin auch ein großer Fan von Trevor Noah und vielen US-Stand-Uppern wie Bill Burr oder Pete Davidson. Finde ich sehr lustig diese Leute. Aber ich finde etwa auch Carolin Kebekus sehr gut, oder die Mädels von Suchtpotenzial! Überhaupt machen mittlerweile endlich auch viele Frauen den Weg auf die Bühne und setzen dem teilweise schon krassen Überschuss an Testosteron was entgegen. So soll es sein!
Du bist eigentlich Lehrer, hast den Beruf aber für die Bühnenkarriere erstmal an den Nagel gehängt. Wo siehst du vielleicht auch Parallelen zwischen den beiden Wirkungsfeldern?
Quichotte: Man spielt in beiden Fällen vor Publikum – nur die einen zahlen besser (lacht). Bei manchen wirklich gut vorbereiteten Stunden hätte ich auch 15 Euro Eintritt nehmen sollen. Aber das hätte sich, glaube, ich nicht durchgesetzt.
Ansonsten kann man in beiden Bereichen Leuten etwas mitgeben. Und Humor spielte auch im Klassenraum eine große Rolle für mich, weil ich finde, dass eine gute und lockere Lernatmosphäre Lernen fördert. Ich habe ja auch Geschichte unterrichtet und besonders Schülerinnen und Schülern mit leichten Abneigungen gegen dieses »trockene Fach« kommt der ein oder andere Jokus zugute, weil es ihnen den Zugang zum Stoff erleichtert.
Du machst dich lustig über deinen Haarwuchs, kuriose Gestalten aus dem Kiez, erzählst lustige Geschichten aus deinem Alltag als Familienvater und über wahnwitzige Wortgefechte mit dem Lieblingsbäcker. Gleichzeitig kommt aber auch immer eine ernsthafte Seite durch. Wie nah liegen Komik und Ernst für dich zusammen?
Quichotte: Wenn Leute in meine Show kommen, will ich ihnen einen unterhaltsamen Abend machen, in dem sie sich im besten Fall wegschmeißen vor Lachen, aber eben auch ein paar Denkanstöße mit nach Hause nehmen. Ich finde es schade, dass wir in Deutschland zwischen Comedy und Kabarett unterscheiden. Das liebe ich so an amerikanischer Stand-Up-Comedy, da ist es vollkommen normal, auch gesellschaftliche Missstände anzusprechen in einer Comedyshow. Wenn du hier einen politischen Satz äußerst, bist du sofort Kabarettist. Ich arbeite daran, diese Grenzen einzureißen.
Quichotte ist am 14. März zur »Zotenzone 2020« in der Schauburg zu erleben. Programm, Tickets und mehr Infos zur Humorzone unter www.humorzone.de/