■ Das Trio, das durch seinen poppigen Wall-Of-Sound eher wie eine vier- bis fünfköpfige Band klingt, lässt es am 14. Oktober zusammen mit den Watching Tides aus Berlin im Konzertkeller des riesa efau krachen. Zeit also nachzufragen, wie es um die Band steht, die in Dresden ihre Wurzeln hat und seit einiger Zeit zu zwei Dritteln in der Hauptstadt lebt. DRESDNER-Autor DJ Cramér erwischte Lemmy (Gesang, Gitarre) gerade noch, bevor dieser in Kassel mit seiner Band die Bühne betrat.
Wurde es denn durch die Corona-Zwangspause schwierig, wieder in die Live-Routine zu kommen? Es gibt ja Bands, die meinten, sie hätten gefühlt wieder von vorn begonnen, gerade in punkto Nervosität und Kondition … ?
Lemmy: Wir hatten diesbezüglich keinerlei Probleme, da wir auch weiterhin geprobt und an der Musik gearbeitet haben. Nervosität ist ja bei jeglicher Live-Situation eine Konstante, darüber machen wir uns nicht wirklich mehr Gedanken.
Ihr seid als Band nun schon eine ganze Weile mit Tapete Records aus Hamburg verbandelt. Eine gute Adresse, schließlich sind da auch Fehlfarben, Naked Lunch, Superpunk, Andreas Dorau und viele andere Namen unter Vertrag. Wie entstand denn die Zusammenarbeit?
Lemmy: Eigentlich sind sie auf uns zugekommen. Da wir damals gerade mit den Aufnahmen für »Ringthing« (2018er Jaguwar-Album, Anm. d. R.) am Anfang standen und für die Platte noch nach einem Label suchten, fühlte es sich diesbezüglich nur natürlich an, mit ihnen ins Geschäft zu kommen. Tatsächlich hatten wir vorher schon den ein oder anderen Kontakt über ihre hauseigene Bookingagentur zwecks Support von Shows. Da sind wir wohl hängen geblieben.
Wie kann man sich die konkrete Zusammenarbeit mit Tapete Records denn vorstellen?
Lemmy: Es ist schon eher ein klassischer Labelvertrag mit kompletter Betreuung, also Booking, Promo etc., der sich von Album zu Album erneuern kann, aber nicht muss. Trotzdem übernehmen wir einen großen Anteil nach wie vor selber, bezüglich Touring, Recording, Social Media Content und so weiter.
Wüsste man nicht, woher ihr kommt, könnte man euch dem amerikanischen Musikplaneten zuordnen. Wisst ihr denn, inwiefern ihr dort wahrgenommen werdet?
Lemmy: Der US-Musikmarkt hat nach wie vor eine große Anziehungskraft auf uns. Wir hatten das Glück, 2018 beim SSXW in Austin, Texas spielen zu können. Da haben wir einen kleinen Einblick bekommen, wie Dinge funktionieren und wie anders das Kunst- und Musikbusiness im Gegensatz zu Deutschland wahrgenommen wird. Wir haben dort eine kleine, aber relativ stabile Fanbase, und unsere Alben werde auch über einen US-Distributor direkt vertrieben. Aber Touren in den USA ist für die meisten EU-stämmigen Künstler ein unheimlicher finanzieller und bürokratischer Aufwand – was noch ein ganz anderes Thema ist.
Euer aktuelles Album »Gold« kam vor fast genau einem Jahr heraus. Gibt es bereits Songideen für einen Nachfolger?
Lemmy: Ja, es gibt bereits Pläne und auch eine handvoll neuer Songs, die wir gerade produzieren. Wir gehen davon aus, dass wir Anfang nächsten Jahres die erste Single veröffentlichen werden.
Als Band seid ihr bereits seit einer Weile in Berlin untergekommen. Was vermisst ihr an Dresden?
Lemmy: Chris (Schlagzeuger der Band, Anm. d. Red.) wohnt nach wie vor in Dresden, und unserer Proberaum ist auch noch hier, insofern ist ein regelmäßiger Kontakt geblieben. So können Oyèmi (Bass, Gesang) und ich sagen: Eigentlich vermissen wir nicht allzu viel.
Jaguwar spielen zusammen mit Watching Tides (Emo-Punk aus Berlin) am 14. Oktober im Konzertkeller des riesa efau. Mehr zu Jaguwar: www.jaguwar.bandcamp.com/