DRESDNER Interviews / O-ton!
Erfreulich viel Ablehnung – Isolation Berlin im Interview
Isolation Berlin im Interview
■ Vier Männer – jung, traurig, verwegen, unter abgegriffenen Elbsegler-Mützen. Nicht der Rede wert, wären Isolation Berlin nur das. Da die Band aus der Stadt, die ihnen den Namen gab, es aber vermag, Bordstein-Schmerz, Moloch-Depression und rauchige Tresen-Romantik mitreißend zu vereinen und dabei weder zu pathetisch noch zu Berlinerisch zu sein, gilt ihnen zu Recht der Hype der Hippen. Wie sie diesem widerstehen, welche Literatur Ihnen nahe steht und was man am besten zu einer WG-Party mitbringt, verriet die Band DRESDNER-Autor Matthias Hufnagl in kunstvoller Kürze.

Isolation Berlin mit Tipp-Ex auf der Lederjacke als Ausrufezeichen: Was waren die Schriftzüge und Aufnäher eurer frühen Jugend? Welcher Sound, welche Band und welche Attitüde haben euch sozialisiert? Was habt ihr bekämpft?

Einhellig: Keine Aufnäher, Vibrators Button, Sepultura (nicht aufgenäht), Mod Target – The Clash, Industriegebiet, Die Sterne, Ice and the Iced, Mobbing – Homophobie, Akne, uns selbst.

Wie schafft man es mit Collagen aus Zitaten so etwas Eigenständiges zu kreieren: Konzept, Musiknerd oder Bauchgefühl?

Simeon: Glück.

Wie wichtig ist das Bad im »Meer der Gottverlassenen« als Inspiration und Kontrast zu Lebenslust und Exzess?

Max: My favourite colour is gold.

Die Großstadt als eigener Protagonist. Man fühlt sich an Döblin oder auch Dos Passos erinnert. Ist hier neben der Musik auch Literatur eine Inspiration gewesen?

Tobias: Ja. Literatur spielt eine Rolle. Unter anderem Hesse, Eichendorff, Sylvia Plath, Else Lasker-Schüler etc.

Mit Texten vor Tresen der Eckkneipen und verwackelten Straßenbildern besingt ihr rauhe Bordsteinromantik, die wohl bald zugunsten von Craft-Beer und Foodtrucks ausgewechselt sein wird. Fühlt ihr euch als Bewahrer oder ist das schon Nostalgie?

David: Wir sind die Bewahrer.

Empfindet ihr es als schwierig dem Hype zu widerstehen – bei sich selbst zu bleiben wenn einem ständig souffliert wird wie toll man ist?

Tobias: Wir erfahren noch immer erfreulich viel Ablehnung. Wir versuchen unser Selbstbild nicht von der Meinung anderer abhängig zu machen. Außerdem sind wir selbst unsere größten Kritiker und Idole. Wir schauen nicht in fremde Spiegel.

Was fasziniert euch selbst an eurer Musik am meisten?

Max: Unsere Schönheit.

Das beste Mitbringsel bei einer WG-Party: Weinbrand und Cola als Grundlage eines guten »Futschi«, flaschenweise »Berliner Luft« oder ein paar Kästen »Sterni Export«?

Tobias: Eine große, leere Netto-Tüte.

Der schönste Satz über Berlin, den ihr noch nie gesagt habt?

Simeon: It was Crazy back then.
Besten Dank!

Isolation Berlin sind am 16. Dezember mit Der Ringer als Support in der Groove Station zu erleben; Aftershow: Culture Club. Mehr zur Band: www.facebook.com/ISLTN.BRLN/

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