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Kraftklub

In Schwarz

(Universal/Vertigo)


Eine junge Band ist schon mit ihrem Debüt-Album richtig erfolgreich. Die Schar der Fans wird größer, die Quadratmeterzahl der Auftrittsorte ebenfalls und bald schon wird man zum Medienliebling. An dieser Stelle (oder kurze Zeit später) erwartet die gerade erst nach oben gekommene Kapelle in der Regel ein Teufelskreis, der nicht selten in einer Spirale nach unten, Richtung wiedergewonnene Bedeutungslosigkeit endet. Und wie ist das nun bei Kraftklub? Als die Jungs aus Karl-Marx-Stadt mit ihrer ersten Platte durch die Decke gehen, feiern alle mit. Da ist sie – eine Band mit deutschen Texten, die man endlich auch ganz offiziell geil finden kann, ohne gleich den Stempel Turnbeutelvergesser aufgedrückt zu bekommen. Die Euphorie des Anfangs scheint kein Ende zu kennen. Und jetzt? Jetzt steht mit »In Schwarz« die neue Platte in den Startlöchern – und die Party geht weiter! Dabei macht der Fünfer keinen Hehl daraus, sich dem Druck des zweiten Machwerks zu stellen; sympathischerweise weiterhin mit dem für Kraftklub typischen Grad an Ironie und Sarkasmus. So wird den eigenen Fans gleich im ersten Song augenzwinkernd vorgeworfen, sie hätten sich »verändert und verkauft« und wären jetzt »Mainstream« – eine herrlich erfrischende Art, sich als Band dem obligatorisch anstehenden Sell-Out-Vorwurf eifersüchtiger Urzeit-Fans zu stellen, ohne dabei in larmoyante Rechtfertigungsposen zu verfallen. Auch ansonsten glänzt »In Schwarz« textlich durch eine abwechslungsreiche Mischung aus selbstkritischem Größenwahn, misanthropischer Zuneigung und dem Charme von Klassenfahrtgesprächen in der letzten Busreihe. Genauso wichtig ist die Nachricht, dass bei den 13 neuen Stücken musikalisch eine hörbare Weiterentwicklung durch exzessives Live-Spielen zu verzeichnen ist, ohne den gewohnten und geschätzten Kraftklub-Sound dadurch zu verfälschen. Summa summarum somit der Beweis, dass eine gute Band auch unter starkem Erfolgsdruck eine gute Band bleiben kann, wenn sie sich darauf besinnt, was sie kann und nicht, was von ihr erwartet wird. Fazit: Platte liegt im Warenkorb. Daumen hoch!
Matthias Hufnagl
Kraftklub sind am 18.10.2014 auf Klubtour im Beatpol zu erleben.
www.kraftklub.to/landingpage/inschwarz/
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