Frieden muss möglich sein

Die Jüdische Woche Dresden setzt mit Frauen im Judentum einen Schwerpunkt

Auch in diesem Jahr steht Dresden im November zehn Tage lang im Zeichen der jüdischen Kultur. Nach den Angriffen der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel waren andernorts Sport- und Kulturveranstaltungen wie zum Beispiel die Deutsch-Israelischen Literaturtage in Berlin abgesagt worden. Für Valentina Marcenaro, Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Woche in Dresden, stand das nicht zur Debatte: »Die Lage in Israel bedrückt uns sehr. Trotzdem finden wir es wichtig weiterzumachen. Wir sind da, wir wollen da sein, und wir wollen uns nicht einschüchtern lassen. Für mich ist das eine Art Widerstand. Es muss möglich sein, friedlich miteinander zu leben. Nicht nur hier in Deutschland, sondern überall. Wenn man das aufgrund von Angst nicht mehr versucht, hat der Terror schon gewonnen.« Das einzige, was der Verein überprüft, ist die Sicherung der Veranstaltungen gemeinsam mit der Polizei – was aber ohnehin seit Jahren schon die Regel ist.

Und so soll bei Musik, Tanz oder Film jeder auf seine Kosten kommen. Das Schwerpunktthema in diesem Jahr heißt »Von Eva bis Amy – Frauen im Judentum«. »Dieses Thema liegt uns sehr am Herzen. Rein religiös haben Frauen eine wichtige Rolle, denn das Judentum wird durch die Mutter weitergegeben: Kinder von jüdischen Müttern sind jüdisch. Gleichzeitig hat sich durch die Jahrhunderte ein sehr marginalisiertes Bild der Frau herausgebildet. Frauen waren einfach nur Gebärmaschinen. Dem wollen wir etwas anderes entgegensetzen. Von Gesang über Film bis zu Theaterstücken wollen wir bewusst die facettenreiche Wirkung von Frauenfiguren zeigen.«

Yael Badash, Photo: C. Bothor

Eröffnet wird das Festival durch Karolina Trybała und das Ensemble Canelle. Die Musikerinnen interpretieren gefeierte und vergessene Schlager und Chansons der 1920er Jahre und spielen mit weiblichen Rollenbildern: Ob Mutter, Tochter oder Schwester, Geliebte oder Babuschka – alle werden musikalisch gefeiert.

Auch im Programm: Die jüdisch-spanische Vokalartistin Yael Badash, die klassische Ladino-Werke neu interpretiert, und das mehrfach ausgezeichnete Ein-Personen-Theaterstück »Living the dream with grandma« des ungarischen Künstlers László Göndör: Während des Corona-Lockdowns in Budapest hatte er mit seiner Großmutter zusammengelebt, und während dieser anstrengenden Zeit prallten seine moderne Identitätskrise und ihr Holocoust-Trauma aufeinander.

Rabbinerin Regina Jonas

Weitere Höhepunkte des Festivals sind der Jüdische Ball mit dem britischen Star-Ensemble She’Koyokh und das Konzert der israelischen Rapperin Sharon im Alten Wettbüro. Im Programmkino Ost wird der Dokumentarfilm »#Femalepleasure« gezeigt, an den sich ein Publikumsgespräch mit der Regisseurin Barbara Miller anschließt; und an der TU Dresden erinnert die Historikerin Ulrike Offenberg in einem Vortrag an Regina Jonas, die im Jahr 1935 als weltweit erste Frau das Rabbinats-Diplom erhielt und auch nach ihrer Deportation nach Theresienstadt als Rabbinerin tätig war.

Annett Groh

Die Jüdische Woche Dresden findet vom 2. bis 12. November an verschiedenen Veranstaltungsorten statt. Das vollständige Programm (zeitnah) im Timer sowie unter juedische-woche-dresden.de. Update: Das am 5. November im Hygiene-Museum geplante »Gefilte Fest« entfällt aus aktuellem Anlass.