»Insgesamt sehen wir derzeit einen außergewöhnlichen Zusammenhalt«

Andrea Bielmeier, Romy Jaehnig und Frank Schöne vom Scheune-Team – befragt von Jenny Mehlhorn

Wie arbeitet ihr derzeit?

Das Scheune-Team arbeitet seit dem 1. April in Kurzarbeit und überwiegend im Homeoffice, aufgelockert durch vereinzelte Teamsitzungen – natürlich unter Einhaltung aller notwendigen Abstands- und Hygiene-Regelungen. Zum Glück haben wir einen großen Hinterhof und den Saal. Die Sommerpause haben wir uns dennoch anders vorgestellt. Zwischen dem 13. März bis 30. April waren allein 44 Scheune-Veranstaltungen von Verlegungen oder Komplettabsagen betroffen. Auch im Mai wird nichts stattfinden. In den ersten Wochen hatte man noch gut damit zu tun, das ganze Programm neu zu organisieren. Dann hat sich das Team engagiert weiterhin dem Großprojekt Sanierung der Scheune gewidmet. Mitte April lief beispielsweise eine Bürger*innenbeteiligung zur Fassade. Und die Arbeit an Konzepten für die Zeit während und nach der Sanierung des Hauses sichert zumindest den Blick in die weiter entfernte Zukunft ab Ende 2021.

Kulturzentrum Scheune: Dienstberatung in Corona-Zeiten

Wie geht ihr mit dieser Ungewissheit um?

Das aktuell praktizierte »Fahren auf Sicht« macht wirkliches Planen beinahe unmöglich. Eine offiziell legitimierte Definition wäre also schon hilfreich. Allerdings steht dann die Frage im Raum: Traut man sich tatsächlich auch die Umsetzung einer »kleinen Großveranstaltung« zu? Und kommen dann auch Besucher?

Was stellt sich als das größte Problem für euch heraus? Wie finanziert ihr euch bei ruhendem Veranstaltungsbetrieb? Greifen die Förderungen und Hilfen?

Der Mai ist ohnehin schon auslaufende Hauptsaison. Der Wegfall der Gastronomie, der Bunten Republik Neustadt und die Unwägbarkeiten für den Schaubudensommer (wurde nach dem Interview inzwischen abgesagt) tun ihr übriges. Die drohenden Einnahmeeinbußen über mehrere Monate hinweg lassen sich irgendwann nicht mehr so einfach kompensieren. Soforthilfen und alle getroffenen solidarischen Maßnahmen sind eine dankbare kurzfristige Hilfe, könnten womöglich aber nicht reichen. Für Kulturbetriebe mit einem internationalen Programm sind die Folgen, auch bei gelockerten Maßnahmen vor Ort nachhaltiger – nicht nur finanziell, sondern auch hinsichtlich eines allgemein vielfältig verfügbaren Angebots mit all seinen Nischen. Die neue Saison wird derzeit stark mit Nachholterminen verbucht, aber sind die Menschen dann wirklich kulturell so ausgezehrt, dass sie über Monate hinweg auf drei Konzerte pro Woche gehen? Insgesamt sehen wir derzeit aber einen außergewöhnlichen Zusammenhalt, auch dank der sehr engagierten Arbeit des Dresdner Klubnetzwerkes.

Kreativ aus der Not heraus zu werden, etwa durch neue Veranstaltungsformen. Welche Möglichkeiten habt ihr?

Wir haben uns über mehrere Tage an den Klubnetz Streaming Sessions beteiligt, die in der aktuellen Lage sicher eine gute Lösung sind, das Live-Erlebnis aber nicht ersetzen können. Zudem stehen wir im Austausch mit einigen lokalen Künstler*innen und Partnern und erarbeiten verantwortungsvolle Formen der Umsetzung. So lange in unseren Räumlichkeiten keine Konzerte und Partys möglich sind, kann man diese beispielsweise auch für Weiterbildungsformate oder andere »ruhige« Konzepte nutzen. Platz genug haben wir jedenfalls. Es wäre aus finanzieller Sicht, aber auch für die Motivation der Kolleg*innen, sehr hilfreich, die geplanten Sommer Open Airs durchführen oder zumindest die Bespielung des Vorplatzes wieder aufnehmen zu können.

Was wird dir/euch 2020 wahrscheinlich am meisten im Dresdner Kulturleben fehlen?

Die Abwechslung, das direkte Feedback und der Applaus des Publikums.