Opus Centralys

»Morphonic Lab« erstmals im Zentralwerk

In der mittlerweile 22-jährigen Geschichte des für Dresden einzigartigen audiovisuellen Labors ist es dem zehnköpfigen Team um den künstlerischen Leiter Detlef Schweiger eine »besondere Freude und Erleichterung, nach dem abrupten Verlust der langjährigen Spielstätte, des Palais im Großen Garten, und nach drei Jahren an Interimsorten wieder in einem Haus zu gastieren, das dem speziellen Profil des Morphonic Lab überaus gerecht wird«. In der Tat verstrahlen der nur grundsanierte Ballsaal, das Foyer und der Kleine Saal ihren ganz eigenen, industriellen Charme.

Erstmals startet das »Morphonic Lab« (ML) mit einer Kino-Premiere: VOOVsystems Christian Graupner und Humatic präsentieren ihren halbstündigen Experimentalfilm »Steel & Skin CSSE2«, u. a. mit den Protagonisten Audrey Chen, FM Einheit, Ale Hop, Ulf Langheinrich, Aneta Panek, Eduardo Delgado Lopez. Letzterer Akteur und einstiger Bassist der legendären Postrock/Industrial-Band Caspar Brötzmann Massaker hat erst kürzlich ein eigenes neues Trio mit dem Namen »Kratz« gegründet, das zur 22. Ausgabe des ML Bühnenpremiere feiert. Zusammen mit Luca Andriola (Drums) und Bodo Albrand (Kurbelgitarre) entwickeln die klassischen Instrumentalisten aus Berlin einen massiven Soundwall voll energetischer Eindringlichkeit.

Frett

Besonderes Highlight dürfte das Record-Release-Konzert des neuen Projektes »Frett« von Maciek Frett, dem Mastermind von Job Karma und Direktor des »Wrocław Industrial Festival« (das größte Festival dieser Art in Europa) werden. »The World as a Hologram« heißt das Werk, das Frett aus Polen hier vorstellen. The Dead Sex Universe ist eine in Holland ansässige international besetzte Performance-Gruppe, die sich multimedial in immer neuen Interventionen und improvisatorischen Szenarien präsentiert. Herausragend ist dabei das japanische Multitalent Taka Kagitomi, der mit selbstgebauten Klangerzeugern und in gewagten Aktionen auch mit dem Publikum interagiert. Zudem ist Daina Dieva, eine Klang- und Performance-Künstlerin, Kuratorin und Forscherin aus Litauen live zu erleben.

Alle Live-Performer begleiten ihr Programm mit eigenen vorproduzierten Video-Projektionen oder Live-Mapping-Projektionen auf der großen Leinwand des Saals. Dazu gibt es interaktive Installationen von Hanna Griepentrog und Alexander Holzenleiter, und auf der Empore des Saals stellt sich die junge Frauenkünstlergruppe »Saloon« vor. Detlef Schweiger führt in das Programm ein und moderiert im Verlauf des Abends die Beiträge. Das alles klingt nach einer guten Verbindung und lässt hoffen, dass das einzigartige Experimental-Labor nach der Interimszeit endlich eine neue Heimstatt gefunden hat.

Heinz K

»Morphonic Lab XXII«, am 28. Oktober, 20 Uhr, im Zentralwerk; Tickets und mehr Infos: morphoniclab.de