Das lauteste Schloss der Stadt

Ein Jahr Scheune-Blechschloss als Interim – Eine Erfolgsgeschichte

Seit 13. November vergangenen Jahres prangt das sogenannte »Blechschloss« direkt an der Straßenkante vor der Scheune. Als Interimsspielstätte für die Zeit der Sanierung des Haupthauses gedacht, ist der von Graffitis gesäumte, 2022 für den Sächsischen Staatspreis für Baukultur nominierte Containerbau mit der im Sommer rege genutzten Dachterrasse längst selbst ein Hingucker. Da sich die aufwendige Sanierung der Scheune voraussichtlich bis ins Jahr 2025 hinziehen wird, kann man da wohl nicht mehr von einem Pop-Up-Club sprechen. Das Team des Kulturzentrums in der Neustadt nimmt die lange Bauzeit und die damit verbundene Verzwergung der Veranstaltungsräume jedenfalls mit Humor. So starten sie pünktlich zum einjährigen Bestehen des Interims eine Kampagne, die mit vier Slogans daherkommt. Mal ist es »das kleinste Schloss der Stadt«, mal das »prunkloseste« oder »kantigste« und ein andermal kommt es als »das lauteste Schloss der Stadt« daher. Und das trifft es auch ganz gut, denn das Blechschloss bietet nicht nur ein Podium für Autoren-Lesungen, Workshops, Beatbastler, Comedians, Schnellschachturniere oder akustische Musik, sondern auch für Kinderdiscos (»Glitzerkids«) sowie Free-Jazz- (wie etwa am 20. Dezember mit Lauer Weschenfelder in der Reihe »Jazzophil«) und Experimental-Konzerte.

Das Blechschloss vor der Scheune

Stephan Zwerenz, im Scheune-Team zuständig für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Social Media, bestätigt auf Nachfrage, dass das Blechschloss als neuer, »niedrigschwelliger Veranstaltungsort ohne Konsumzwang« gut angenommen wurde. »Klar haben wir auch, wie viele andere Clubs, derzeit noch zu kämpfen, um das Publikum zurückzugewinnen, aber unsere Veranstaltungsreihen, insbesondere unser Format für Dresdner Nachwuchsbands ›RegioTales‹, sind gut besucht.« Eine Bar gibt es im Blechschloss nicht, nur einen Getränkeautomaten. Für die Veranstaltungen gibt es keinen Vorverkauf, sondern nur Tickets an der Abendkasse. Den Preis (Empfehlung: zwischen 5 und 15 Euro) bestimmen die Besucher selbst. »Im Durchschnitt zahlen die Gäste zehn Euro am Einlass«, sagt Stephan Zwerenz, »manchmal aber auch deutlich mehr als den Richtwert«. Zwerenz sieht die kleine Veranstaltungsfläche in Bezug auf die subkulturelle Vielfalt sogar als Vorteil, denn bei den Shows müsse man »nicht unbedingt an die kommerzielle Umsetzbarkeit denken«. Die Veranstaltungen im Blechschloss, das bestuhlt 45 und unbestuhlt etwa 80 Gäste fasst, werden querfinanziert durch Fördergelder und etliche Außer-Haus- Veranstaltungen der Scheune, die unter anderem in der GrooveStation, der Chemiefabrik, der Schauburg oder dem Beatpol stattfinden.

Blick in die nahe Zukunft: Vom 16. bis 21. Januar ist sogar ein richtiges Festival im Blechschloss geplant, das in Anlehnung an die Schlössernacht als »Dresdner Blechschlossnächte« für kulturelle Belebung sorgen wird.

Heinz K.

Mehr Infos zum Blechschloss sowie Programm unter scheune.org sowie im Blog