Zauberhaft

Die 45. Dresdner Musikfestspiele im Schnelldurchlauf

Die Musikfestspiele starten und enden mit einem Jubilar des Jahres 2020, dessen 250. Geburtstag aufgrund der weltweit grassierenden Pandemie nicht gebührend gefeiert werden konnte. So markiert also diesjährig Ludwig van Beethovens Fünfte, die »Schicksalssinfonie«, im Eröffnungskonzert mit dem Festivalorchester unter Jean Christophe Spinosi den Anfang. Als Solist wird zum ersten Mal in seiner Karriere auf einem historischen Hammerklavier der junge, gefeierte und den Festspielen eng verbundene Pianist Jan Lisiecki zu erleben sein. Den Schlusspunkt setzt erneut das Dresdner Festspielorchester, diesmal unter dem Dirigat von David Robertson, mit Beethovens Neunter – ein Zeichen der Hoffnung in dunkler Zeit, denn nichts ist wohl derzeit europaweit populärer und einigender als Schillers Dichtung »Ode an die Freude«, der Beethoven ein musikalisches Denkmal gesetzt hat. »Im Gegensatz zu den Befürchtungen, dass wir im Beethovenjahr 2020 zu viel Beethoven hören könnten, haben wir am Ende viel zu wenig von ihm gehört«, sagt dazu Jan Vogler, Intendant der Dresdner Musikfestspiele.

Lange Nacht des Cellos 2018 (Copyright: Oliver Killig)

Zwischen Auftakt und Finale aber haben Jan Vogler und sein Festspiel-Team ein so dichtes und solides Programm-Netz an Ereignissen geknüpft, dass es nicht gerade leicht fallen wird, sich daraus die Rosinen herauszupicken. 66 Konzerte stehen auf dem Plan, darunter auch die spannenden Reihen »Classical Beats« in der Reithalle sowie »Sound & Silence« als moderiertes Wandelkonzert im Hygiene-Museum. Ein Wermutstropfen: Die ursprünglich als multimediale Aufführung geplante aufwendige Neuinszenierung von Mozarts Zauberflöte muss auf 2023 verschoben werden. Dafür darf das Violoncello in all seinen Facetten bei der 45. Festivalausgabe seinen »Zauber«, so das diesjährige Motto, entfalten. Cellist Jan Vogler hat mehr als 40 seiner Kollegen eingeladen, die in insgesamt 19 Konzerten verschiedener Formate und Genres auch die klangliche Vielfalt der Musikfestspiele widerspiegeln sollen. So bringt das Festival im Festival, »Cellomania 2.0«, ganz klassisch mit Sol Gabetta & Bertrand Chamayou Mendelssohn-Bartholdys Sonaten für Violoncello und Klavier, mit Kian Soltani & dem Ensemble Shiraz eine exotische Klangfarbe, mit Apocalyptica gestrichene Rock-Power, mit Jan Vogler und dem hr-Sinfonieorchester unter Paavo Järvi die sinfonische Dimension, sowie mit der Langen Nacht des Cellos am 26. Mai die gesamte Bandbreite der Spielweisen dieses Instruments zu Gehör.

Natürlich dürfen auch Weltstars wie Jamie Cullum, Angelique Kidjo, Kamaal Williams, Raul Midón, Martin Grubinger oder der isländische Pianist Vikingur Ólafsson nicht fehlen. Letzterer wird mit dem London Philharmonic Orchestra das diesjährige Auftragswerk der Musikfestspiele am 30. Mai als Solist bestreiten. Komponist Thomas Adès ist zugleich der Dirigent des Abends im Kulturpalast und wird neben der Uraufführung seiner Suite nach der Oper »The Tempest« auch sein Werk »In Seven Days« am Pult leiten.

Auch Dresdens Klangkultur kommt nicht zu kurz: Die Klingende Stadt wird es wieder als Mitmach-Projekt geben, die Staatskapelle wie die Philharmonie sind als die beiden großen Dresdner Klangkörper mit internationaler Strahlkraft ebenso geladen, wie der Dresdner Kammerchor, die Jüdische Kammerphilharmonie oder Popmusiker Felix Räuber, der auf Spurensuche in seiner sächsischen Heimat war und am 7. Juni »Wie klingt Heimat?« als »Sinfonie der Kulturen« aufführen wird. Es gibt also gar keine Ausrede mehr, weshalb man den Musikfestspielen keinen Besuch abstatten sollte.

Heinz K.

Die Dresdner Musikfestspiele finden vom 11. Mai bis 10. Juni statt; Programm, Tickets und mehr Infos unter musikfestspiele.com
Programm-Update: Jamie Cullum kommt am 7. Juni zu einem Zusatzkonzert in die Gläserne Manufaktur.