Den Abriss feiern

Die Scheune feiert ihr 70-jähriges Jubiläum aufgrund der anstehenden Sanierung als Abriss und zieht ins Blechschloss

Die Tafel mit dem wöchentlichen Programm thront schon seit gefühlten Ewigkeiten am Eingang und kündigt Konzerte, Lesungen und Festivals an. Die nächste Zeit wird sie die Baustelle rahmen, die nötig ist, um überhaupt den Veranstaltungsbetrieb in naher Zukunft zu ermöglichen.

Der Scheune-Saal

Nach 70 Jahren als Jugendklubhaus und später dann als Kulturzentrum für die Neustadt braucht das Haus aufgrund von Brandschutz- und statischen Mängeln sowie Nutzungsdefiziten einen Umbau. Der Stadtrat beschloss 2018 eine Sanierung und eine Umsetzung der »großen Variante«, die eine Erweiterung des Gebäudes einschließt. Somit wird der Veranstaltungssaal im 1. Obergeschoss vergrößert, ein weiterer Saal konzipiert und die Barrierefreiheit ist Teil des Umbau-Planes. Für das Kulturzentrum heißt es deshalb für die nächste Zeit von mindestens zwei Jahren: Die Scheune wird zur Baustelle. Die Sanierung des Gebäudes verschiebt sich nun auf den Herbst 2022, teilte das Amt für Hochbau und Immobilienverwaltung mit. Trotzdem verlässt der Verein schon im September für den Zeitraum des Umbaus das Gebäude, das Scheunecafé bleibt so lange im Haus, wie eine Außengastronomie noch möglich ist, später zieht die Gastronomie ersatzweise auf die Görlitzer Straße um.

Während die Veranstaltungen der Scheune teilweise in andere Spielstätten wie GrooveStation, Chemiefabrik oder Schauburg verlegt werden, entsteht auf dem Scheune-Vorplatz ein Interims-Sitz in Form eines Blechschlosses. Die Container-Konstruktion beinhaltet neben Büro- und Lagerfläche einen Veranstaltungsraum. Als letzterer dient der Container, der bisher auf der Louisenstraße 32 schon für verschiedene Initiativen Raum bot. Einigen wird er noch als »Lenins Kulturpalast« in Erinnerung sein. Der Raum soll als Teil des Blechschlosses für verschiedenste Initiativen, Workshops oder kleinere Veranstaltungsformate offen stehen. Auf dem Container ist eine Terrasse geplant, die auch außerhalb von Veranstaltungen zugänglich ist. Mit dieser Lösung soll die Scheune auch während der Sanierung vor Ort sichtbar und repräsentativ bleiben.

Während das Haus gegenwärtig ausgeräumt wird, folgt im September noch ein verlängertes kreatives Abrisswochenende. Zwischen dem 15. und 19. September steht das gesamte Gebäude Künstlern und Kollektiven zur Verfügung, die die Räume zu einem temporären Gesamtkunstwerk umgestalten. Das Programm zur langen Abrisswoche klingt auf jeden Fall sehr massiv: Ein Raum wird zum »Dicktator Universe«, die Ausstellung des Labels Dicktator Soundz vereint Plakate, Sounds und täglich auch Live-Acts. Musikalisch wird es auch in der Garderobe, wenn unter dem Titel »The Party is Over!« Bands wie Baumarkt oder Wrackspurts das Untergeschoss beschallen. Für die Unterhaltung der Kleinen wird im Hinterhof der Alleinunterhalter Luis La Metta mit einer Kinder-Disco-Karaoke-Show aufwarten. Nebenan im Garten wird ein Livepainting-Turnier, die vom Kotburschi Kollektiv initiierte MalJam, ausgetragen. Literatur wird es in Form des Leseclubfestivals mit Julius Fischer und Anna Mayr geben, sowie ein Best-Of der Lesebühne »Sax Royal« aus 16 Jahren. Darüber hinaus gibt es eine Reverberation Festival Stage und den Drum-Roboter MR-808 zu erleben. Distilled & Bottled werden im Obergeschoss einen Kreativraum gestalten und daneben gibt es noch so vieles mehr: Theater, Konzerte, Kino, Disco, Museum, Kindergarten und Labor. Das Haus wird noch einmal bis in die kleinste Ecke genutzt und dabei sind nicht nur die üblichen öffentlichen Orte begehbar, sondern das gesamte Gebäude bis zur Dachspitze. Das wird ein Fest!

Jenny Mehlhorn

Aufgrund des 70-jährigen Bestehens der Scheune sucht der scheune e.V. noch Bildmaterial, Erlebnisse und Geschichten rund um das Gebäude. Wer also noch ein Erinnerungsstück preisgeben möchte, kann dies gerne unter presse@scheune.org teilen. Abriss-Programm unter scheune.org.