Wanda
Ende Nie
(Polydor / Universal)
Verlust verändert. Immer. Das gilt auch für eine Band wie Wanda. Gestorben sind Gründungsmitglied, langjähriger Keyboarder und guter Freund Christian Hummer und Marco Wandas Vater. Im ersten Interview, das wir mit dem Frontmann der Wiener Combo vor ein paar Jahren fürs DRESDNER Kulturmagazin geführt haben, antwortete dieser auf die Frage, wovor er richtig Angst habe: »Der Tod, der Tod, der Tod.« Zum neuen Album hat die Band dann auch schnell keine Interviews mehr gegeben. Zu schmerzhaft waren wohl die Gespräche über das, was passiert war und in der Musik verarbeitet werden musste. Verständlich. Und so präsentiert sich Album Nummer sechs als ein Wendepunkt. Zum Kerntrio geschrumpft, spricht die Band gar von einem »Debütalbum«. Man hört die zwölf Songs und versteht, was gemeint ist.
Gemeinsam mit Produzent Zebo Adam ist hier etwas Beachtliches gelungen; jetzt ist da ein Vorher und ein Nachher. Davor eine bis zum Exzess zelebrierte Ausgelassenheit, jetzt Reflexion und Innehalten. Die erste Single »Bei niemand anders« gibt die Richtung vor. Endlichkeit statt Wiener Beisl, geschrieben am Klavier und nicht mit der Gitarre. Das steht der Band gut.
Moniert wurde, dass Wanda beim fulminanten Release-Konzert zur neuen Platte, Anfang Juni im Berliner Hole 44 nur drei neue Songs gespielt haben. Da standen das Liebeslied »Wachgeküsst«, das von Synthies flankierte »Immer OK« und eben »Bei niemand anders« auf der Setlist. Das ergibt Sinn. Trauer verschwindet halt nicht, sondern wird Teil vom Ganzen. Und so gehören Smasher wie »Bologna« oder »Luzia« nun genauso zum Œuvre wie die Songs von »Ende Nie«.
In seinem berühmten Gedicht »Lichtlein« schrieb Rainer Maria Rilke den mittlerweile ins Kulturgewissen eingesickerten Satz: »Wenn Du denkst es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Lichtlein her.« Mit dieser Platte begegnen Wanda ihrem Schmerz hoffnungsvoll. Das Gegenteil von Tod ist Leben, am Ende feiern die neuen Songs genau das.
M.Hufnagl
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