Naomie Klaus
Youth Looks So Good On You
(moli del tro)
Die Spannung der Gegenpole »Verfall und Vitalität« bietet zeitübergreifend in fast jedem Winkel gesellschaftlichen Lebens einen wirkungsvollen Effekt. Vermutlich nicht nur wegen des offensichtlichen Gewichts internalisierter Schönheitsideale, sondern weil der Tod in letzter Instanz tatsächlich das Denken und Sein in seiner Ganzheit bestimmt – und somit natürlich auch das der Imagehaftigkeit des Pop zugrundeliegende Denken. »Moving Through Time«, »Are You Afraid Of Getting Old« oder »I Gonna Be 40« heißen die Titel hier und verdeutlichen, dass das Motiv der Endlichkeit zentral auf »Youth Looks So Good On You« ist. Serviert wird der ganze existenzialistische Spuk mit der Coolness eines Baudrillard-Textes. Man ahnt die abgeklärt auf der Nase von Naomie Klaus sitzende Sonnenbrille, wenn der minimalistisch-repetitive Dub- und Coldwave-Swag auf französische Spoken-Word-Passagen trifft, deren Inhalt egal ist, weil im guten Pop Form ohnehin immer Inhalt schlägt. Naomie Klaus' Pop ist dabei ein glitzerndes und stilzertifiziertes Zeichensystem. Eine distanzierte Unterkühltheit zieht sich als bestimmendes stilistisches Motiv durch das ganze Album, womit es selbst nicht mehr als Image, Kommentar und Performance sein will, dabei die Feinheiten von Differenz und Wiederholung aber so geschickt ausmalt, dass sich von Anfang bis Ende ein fantastischer Sog entwickelt, der uns noch mit den beiden furiosen Schlusstracks »Doctor Doctor« und »1000 Mirrors« beschenkt.
Peter Zeipert
www.molideltro.bandcamp.com/album/youth-looks-so-good-on-you< zurück
