The Streets
The Darker The Shadow The Brighter The Light
(Warner)
Das erste Soloalbum seit zwölf Jahren. »Computers and Blues« war das letzte und erschien 2011. Output hatte Mike Skinner während dieser Zeit in Form von Projekten, Singles, einem Mixtape und DJ-Sets. Eine The Streets-Platte aber ließ auf sich warten. Umso größer ist jetzt die Aufregung. Ein Album, 15 Tracks, ein Film. Strenggenommen ist die Platte ein Soundtrack. Bei der Vorführung und anschließenden Fragerunde in Berlin, erklärt der Mittvierziger, warum das so ist: Ohne die Verbindung von Album und Film wäre der psychische Druck nach der langen Zeit einfach zu groß gewesen. Gekümmert hat er sich um alles selbst: Platte, Drehbuch, Regie, Dreh, Schnitt, Ton, Spezialeffekte und Finanzierung. Das hier ist Mike Skinners Baby, man sieht und hört es. Schon der Opener »Too Much Yayo« gibt die Richtung vor. Ein Track wie ein angenehm verrückter Freund. Die Sorte Typ, der nachts nervös tänzelnd neben einem herläuft und Geschichten erzählt. Einer, der Ärger anzieht, zu viel intus hat und verlässlicher Garant für Eskalation im Schutz der Dunkelheit ist. Wie eh und je ist es dabei ein von variantenreichen Beats flankierter, schnoddriger Akzent, der einen in die Stories zieht. Musik für das England der Abgehängten und ein trashiger Film Noir, der im Rahmen eines Kriminalfalls für 80 Minuten Seitenstraßen, Hinterhöfe und Clubs beäugt. »This film is very well researched«, sagt Skinner. Man glaubt es ihm.
Alles in allem ein gelungenes Gesamtpaket, das in seinen besten Momenten an frühere Hochzeiten anknüpft. Etwa wenn Stücke, wie das hymnenhafte »Money isn’t everything« oder der herrlich swingende Titeltrack Bock auf Tanzfläche machen, bevor einen das melancholische Gitarrenriff von »Walk of Shame« etwas zur Ruhe kommen lässt, und sich beim Rausschmeißer »Good Old Daze« die blaue Stunde über den Dächern von London blicken lässt.
M. Hufnagl
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