Helge Schneider
Torero
(Railroad Tracks)
Helge Schneider hat mit Unterstützung von Langzeitgitarrist Sandro Giampietro und Kim Merz achtmal neuen Schabernackjazz eingespielt, der es einem leicht macht, dem Welternst wenigstens für eine kurze Weile zu entkommen. Die Songs, ganz unterschiedlich in Tempo und Temperatur, die gleichzeitig komponiert und wie beiläufig aufgenommen wirken, rauschwandeln zwischen Zitaten aus Jazz-Standards, Samba, Enno Morricone, humoristischer Erzählkunst, Gaga und clownesker Melancholie. Im Ganzen betrachtet zelebriert hier Helge Schneider aber die hohe Kunst der angewandten Unterhaltung. Die Songs sind auch schon allein aufgrund ihrer wunderbaren musikalischen Qualität bestens zum Hören geeignet, nur schenkt uns Helge dazu auch noch Wortwitz, Hörspielklamauk und Spuren echter Melancholie ins Ohr und in den Geist. So lümmelt man bestens unterhalten zu »L.O.T.C.« auf einer möglichst gemeinsamen Couch, verkraftet schnapsig das bitter-lustige »She's Gone«, bis einem das Lachen im Halse gefriert. Mit »Horses« enthält das Album zudem einen reinen Instrumentaltrack, der sich, trotz aller klang-ästhetischer Grundschwere, durch Hufgeklapper und mit leicht überbetonten Trompetenparts, auch mit geschlossenen Augen als subtil angewitzelte Schneidernummer zu erkennen gibt. Trotz der vielen liebevollen Spielereien, handelt es sich hier schlicht um überdurchschnittlich gute Musik. Das gilt auch beim hitverdächtigen »The Last Torero«, der Schneider bereits von allen Seiten zeigt: hohe Musikalität, Gespür für Eingängigkeit, Witz, Charme, Melancholie und dosierten Wahnsinn. Und der gedeiht auch ganz prächtig in »The Wizard«, einem fast schon cineastisch-musikalischem Hörspielerlebnis. Anmerkung: Alle Songs tragen englische Namen, Helge singt und spricht sich allerdings zu 97 Prozent auf deutsch durchs Album, was kein Nachteil ist.
DJ Cramér
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