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Otay:onii

Dream Hacker

(bié Records)


Zeit für unbequeme Wahrheiten: Es sollte unbedingt von Gesetzeswegen geregelt sein, dass sich Musikreleases auf 7 oder 8 Tracks beschränken müssen! Dann hat man alles schön übersichtlich beisammen und in der Regel, so belegt es die Empirie, ein auf seine Stärken kompakt reduziertes Album frei von Längen vor dem Ohr. Auch die input- und alterslädierte Aufmerksamkeitsspanne raunt ein gnadenvoll erschöpftes Danke sehr. Folgerichtig macht auch »Dream Hacker« in seinen sieben Tracks fast alles richtig. Popmelodien, die auf den ersten Eindruck irgendwie nicht so recht ins Bild passen, winden sich graziös durch einen harschen Postindustrial-Glitch-Electro-Soundkomplex. Doch mit jedem Hördurchlauf mehr verwickeln sich beide Ebenen zu einem immer spannenderen, nachhaltigeren und in der Endabrechnung extrem stimmigen Gesamtkontrast. Gerade dass »Dream Hacker« trotz aller Rigidität von dieser feinen Popsensibilität durchwoben ist, sorgt für die nötige Nahbarkeit und hebt es von den vielen nicht uninteressanten und in diversen Nischen aufploppenden, aber oft doch recht abstrakt und theoretisch bleibenden Soundexperimenten ab. Exemplarisch für diese Janusköpfigkeit steht bereits der phantastische Opener »You Do / Rub«: Kristallklarer Gesang legt sich über ein Piano, bis irgendwer im Hintergrund einen garstig röhrenden Staubsauger anschmeißt und den Song als krawallige Feedbackschleife in alter Sonic-Youth-Manier abbindet. Lust auf mehr davon? Viel Spaß!
Peter Zeipert
www.otayonii.bandcamp.com/album/dream-hacker
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