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Chris Abrahams

Follower

(Room40)


Inzwischen 61 Jahre alt, befindet sich Chris Abrahams unweigerlich festgenagelt im Stadium der verehrten Unbekanntheit, die er mit vielen Musikern aus der popkulturellen Nische teilt. Wohl selbst einem nur überschaubaren Teil des über den Tellerrand hinaus hörenden Publikums bekannt, hat er als Vorsteher der australischen Avantgarde-Jazz-Barden The Necks dennoch längst Kultstatus erreicht. Dieser Zustand mag vor allem an sich eher sperrenden Zugangsbedingungen liegen – und tatsächlich: Wie schon im Bandkontext sind auch die Solowerke Abrahams‘ sehr der freien Improvisation zugetan. Im Gegensatz zum rein piano-basierten Vorgängeralbum »Appearance« fällt auf, dass »Follower« auf ein reichhaltigeres Soundbild setzt, das vier eigene kleine Klangräume auffaltet. »Costume« hält sich mit seinem elektroakustischen Minimalismus und glöckelnden Schöngeist noch zurück, während »New Kind« von unstetem, wimmeligem Schlagwerk geprägt und das wohl wildeste Stück dieser sehr ruhigen, aber dennoch aufwühlenden Platte ist. »Sleep Sees Her Opportunity« klingt in seiner Kernmelodie dann wie eine verzerrte Abwandlung eines zentralen Twin-Peaks-Themas: Kleine Pianotupfer sprenkeln sich über ein experimentell-jazziges, fast schon flüsterndes Vibrieren, das der Szenerie wie ein nervös flackernder Schatten seine eigene Erscheinung gibt. »Glassy Tenseness Of Evening« bildet als achtminütiger Loop aus maschinellen Sounds, über die Abrahams filigrane Pianolinien drapiert, den Abschluss von »Follower«; einem Album, das Abrahams‘ ohnehin schon zementierten Status noch ein bisschen mehr Festigkeit verleiht, ohne aus seinem Gesamtwerk herauszustechen.
Peter Zeipert
www.chrisabrahams.bandcamp.com/
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