Perfume Genius
Ugly Season
(Matador Records)
Perfume Genius ist einer der Künstler, die es scheinbar mühelos schaffen, beständig zu wachsen und die eigene persona als Kunstwerk an sich auszufeilen. Die Diskografie des aus LA stammenden Michael Hadreas taugt als mustergültiges Zeugnis eines wandelbaren, sich kontinuerlich weiterentwickelnden Pop- und musikalischen Selbstverständnisses. Wurde gerade in dem Frühwerk Intimität als zentrales Leitmotiv vorwiegend in dazu passend fragile Songerüste gegossen, rückte im weiteren Verlauf seines Schaffens ein spielerischer Umgang mit Soundästhetiken immer mehr in den Vordergrund. Mit »Ugly Season« als Höhepunkt dieser Entwicklung setzt Perfume Genius nun einen imposanten und eklektischen Koloss in den Raum, der als Bezugsgröße ein ambitioniertes Koordinatensystem von Xiu Xiu über Antony Hegarty und David Sylvian hin zu Arca und neoklassischen Elementen absteckt. Dank seines exzellenten Songwritings muss Ugly Season den Vergleich mit der namhaften Referenzliste aber keineswegs scheuen. Ganz im Gegenteil: Natürlich wird auch hier das Rad nicht neu erfunden, aber er ist ohne Zweifel angetreten, ganz eigene Maßstäbe zu setzen. Exemplarisch knallt bereits der zweite Song »Herem« als Halboper ein erstes von vielen dicken Ausrufezeichen vor den staunenden Hörerlatz. Und doch gelingt Ugly Season bei aller Ambitioniertheit die Kunst, sich nicht zu überladen: Nichts ist überflüssig, keine Spur von Redundanz, kein Ton zu viel – genau das ist es, das aus einem guten ein großartiges Album macht.
Peter Zeipert
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