700 Bliss
Nothing To Declare
(Hyberdub Ltd.)
Die Ästhetik der Überforderung, der Gleichzeitigkeit sich überlappender Zeichen, von der der/die Rezipient(in) unmöglich alle gleichzeitig erfassen kann, passt in unsere Zeit der ständigen Medienpräsenz, der flimmernden TikToks und Instagram-Filter. In der Musik der 2010er sind hier vor allem die Industrial-HipHop-Formation Death Grips sowie die Hyperpopper von 100gecs zu nennen – Bands, die durch wilde Genremixe und überfrachtete Soundbilder auffielen. Auf »Nothing To Declare« von 700 Bliss geschieht nun etwas Eigenartiges: Das Album klingt, als wäre es nach einem ähnlichen Konzept gebaut, nachträglich aber wieder derart verlangsamt worden, dass die Zuhörer die Mechanismen der Überforderung beobachten und einordnen können. Diverse Stimmeffekte, eine Überfülle an Ideen und Stilen, politische Parolen: alle Zutaten sind gegeben, aber, und das ist der große Unterschied zu 100gecs oder Death Grips: es gibt viel Raum. Die einzelnen Elemente erscheinen wie aufgefächert – ein dekonstruktivistischer Ansatz, der zur mikroskopischen Betrachtung der Verfahrensweise einlädt – ein faszinierendes Hörerlebnis!
Anton Schroeder
www.700bliss.bandcamp.com/album/nothing-to-declare< zurück