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Gene Galaxo

Satan und Ischariot

(Confidence Records)


Gene Galaxo, eine noch unbekannte, vierköpfige Blues/Rock/Punk-Band aus Berlin, bringt ihr Debüt mit dem flausigen Namen »Satan und Ischariot« unters Volk. Ihre Attitüde balanciert dabei zwischen restwarmer Asche im Herzen und ausgestreckter Faust in der gentrifizierten Berliner Nachtluft. Zwischen kämpferischen Früh-70s-Blues-Krautrock, Punk und Rauchhausbarrikaden. Sie sind munterer und weitaus rumpeliger als die Düsseldorf Düsterboys, nostalgischer und wütender (wie in »Durch die Nacht«) als Isolation Berlin. Der Musikproduzent Mischkah Wilke (Gurr, Voodoo Beach) ist der Sänger und auch textender Taktgeber des Vierers, der erst jüngst durch das Beisteuern von Ghost Pony-Frontfrau Julia Beresikowa an der Orgel zu einem solchen avancierte. Durch den fast schon theatralisch halb gesprochenen, halb gesungenen Textvortrag Wilkes entsteht eine greifbare Intimatmosphäre, wie man sie von Rio Reiser oder eben auch von Tobias Bamborschke her kennt (Hörtipp: »Alles OK!«), ohne dass es sich hier um einen Abklatsch von Ton Steine Scherben oder Isolation Berlin handelt. Dafür sind Gene Galaxo vom Sound her auch zu dreckig, zu staubig, zu unsortiert. Thematisch wird gegen den Gentrifikations-injizierten Verfall von Berlin, gegen die Einsamkeit bei Nacht und gegen Krieg gesungen. Da wären wir auch schon bei dem stärksten Stück der EP: »Hier und Drüben« angekommen. Mit Klavier, im Mittelpunkt stehendem Gesang sowie dezenten, aber betonenden Riffs wird der stets akut bleibenden Sehnsucht nach Frieden und Stabilität Ausdruck verliehen. Gene Galaxo werden sicher ihre Hörer finden, auch wenn sie mit ihrem sehr unmodernen Sound sicher nicht von selbst der jüngeren Hörerschaft in die Stereoanlage fallen werden. Dafür braucht es Konzerte!
DJ Cramér
www.genegalaxo.bandcamp.com/
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