Mittekill
Phantom Club
(Weltgast-Label)
Der Einstiegssong »Pads« ist ein dunkler, minimalistischer Elektro-Sog. Einfach gehalten, geschminkt verspielt und man ahnt, was einen hier auf Albumlänge entgegenkommt. Das Cover tut da noch sein übriges: Hier wird nicht gefeiert! Song Zwei »Die Leute aus dem Internet« hat es bereits in sich. Ein bisschen wie Deichkind auf ernst mit dem sezierenden Humor von Maschinen. Kühle Reime, klaustrophobische, einfache elektronische Musik und dann in Wiederholung dieser Refrain: »Das sind die Leute aus dem Internet«. Das ist zynisch gute Gesellschaftsbeobachtung, bei der man eigentlich lachen muss, über die Reimeinfälle und diesen genialen Refrain, es sich bei dieser geisteratmosphärischen Musik aber gar nicht so recht traut. Man weiß nur, hier klopft einem wirklich keiner auf die Schenkel. Weiter geht’s mit »Ich hab Angst, Angst, Angst vor der Polizei. Ich hab Angst, Angst, Angst vor Sicherheit!«: Ein Song mit Audiotune-Spielereien, im Sample-Loop-Modus, mit für den Vibe dienlichen Brüchen und textlichen Provokationen. So klingt (Elektro-)Punk aus dem Jahr 2130 in einem dystopischen Film aus dem Jahr 1984. Die Mitsingballade »FOAD«, die nach einer Mischung aus Phantom/Ghost und Brecht/Eisler klingt, hat bei aller anklagenden Traurigkeit Hit-Potential. So simpel, eingängig und ohnmächtig-wütend wie hier gegen die Weltregierer und Kriegsentscheider angesungen wird, kommt man nicht davon, ohne mitzusingen. Etwas flotter geht es mit »Dohlengarten« weiter, nicht gerade lustig, aber mit dunklem Humor, der sich durch das ganze Album zieht. Was den im Kern existentialistischen Themen auch gut tut, ist die eingängige und abwechslungsreiche Musik, die von Elektro, Pop, Elektro-Punk, House bis Chanson reicht. Englischsprachige Songs wie »Civil Raw« oder »Don´t trust the summer – Solastalgia« sowie instrumentale Nummern reihen sich in die überwiegend auf deutsch vorgetragenen Songs unauffällig ein und tragen zur angenehmen Durchhörbarkeit trotz Themenschwere bei. Empfehlung!
DJ Cramér
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