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Fluppe

blüte

(Chateau Lala)


Mit ihrem Debütalbum »blüte« wuchtet die Hamburger Band Fluppe etwas Bereicherndes und doch Bekanntes in die bereits facettenreiche deutschsprachige Indie-Punk-Postrock-Welt. Sinnreiche Texte und ein intensiver Wortvortrag, der zugleich nah und kryptisch ist, erreichen den Zuhörer emotional direkt, ohne dass einem gleich klar ist, um was es eigentlich genau geht. Da hier alles so schön lyrisch verpackt, in Teilen auch verschnürt, daherkommt, läuft die hübsch gesprenkelte Schallplatte gleich mehrmals hintereinander ihre Runden. Und doch, bei aller melancholisch-kämpferischer Kopflastigkeit, sind diese Songs doch Hymnen, die, gerade wenn Refrains wie in »Zange« und »Nikki Swango« mehrstimmig vorgetragen werden, eine starke Sogkraft entwickeln. Trotz des lesbar inneren Zweifels des Sängers strahlen die Lieder eine zielgerichtete Kraft aus, die sich nicht im verrätselten Nonsens mancher Zeitgenossen verliert. Textlich fühlt man sich eher an inhaltsvolle Bands wie Boxhamsters, Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs und sogar EA80 erinnert. Musikalisch sind Fluppe jedoch weicher, zerstreuter und nicht direkt dem harten Punkrock verpflichtet. Die Songs sind trotz der vorherrschenden Rockmusik atmosphärisch. »Schwarzer Bus« zum Beispiel schnürt einem glatt die Kehle zu. Der intensive, ins morastig spielende Vortrag von Sänger Josef Endicott zieht auch hier alle Aufmerksamkeit auf sich. Soviel plastische Melancholie ist in dieser lyrischen Qualität doch selten zu hören im Land der Dichter und Denker. Auch ein Song wie die fast schon Dark-NDW-poppige Astronautenfantasie »Kompjuter«, bei dem teils eine gut dosierte roboterhafte Sprachverfremdung eingesetzt wurde, sticht aus der deutschen Liedlandschaft heraus. Das Debüt dieser doch irgendwie typischen Hamburger Band enthält elf Songs: Alle emotional schwebend, eingeschlossen in einer Wolke kurz vor der Verpuffung.
DJ Cramér
www.fluppeband.de/
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