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Swutscher

Swutscher

(La Pochette Surprise Records)


Swutscher, dieser dreibeinige Hund mit dem stets lecken Fässchen Dosenbier um den Hals. Die Band trinkt auch auf dem neuen Album eindeutig zwischen den Stühlen. Kaputt hymnischer Indie-Rock trifft auf Psychedelic-Countrypunk, der manchmal auch ein bisschen an die Black Lips erinnert. Aber genauso sind Schlager, der Great Rock'n'Roll-Swindle, 70er-Gniedel-Rock und tausend andere Einflüsse zu hören. Die Songs sind dicht und rauschhaft, als dürfte kein Funken Sonnenlicht dazwischen dringen. Die musikalisch sehr versierte Band umringt den einnehmenden Gesang, der gern ein klein wenig mehr nach vorn gemischt sein könnte, ganz wunderbar. Melancholie, Verzweiflung und die Sehnsucht nach Zärtlichkeit, wie in »Als ich dich das erste Mal vergaß« flehen aus den Boxen. Nach drei Rocksongs zum Start der 10-Song-LP, die sofort Aufmerksamkeit erzeugen, kriecht mit »Im Suhlenkamp« eine stehende Soundballade ins Schlafzimmer. Ein Erzählstück, das mit Sixties-Soft-Psychedelic und jazzigem Basslauf eher beim Liegenbleiben hilft. Man imaginiert regelrecht das verhangene Schlafzimmer, in dessen dumpfer Mittagsdunkelheit der Text sicher noch vor dem Zähneputzen geschrieben wurde. Munterer wird es dann mit der Videosingle »Palm Royale«, eine stimmungsvolle Country-Rumpel-Rock-Nummer, die uns kumpelhaft abholt, aber nur, um uns ohne Umwege an den nächsten Tresen zum erneuten Wegschnapsen zu verführen. Mit diesen Lebensthemen und Tagesrhythmen ist es klar, dass in der Rocknummer »Ü30« das Leben als »schwer und lästig« besungen wird. Eine Platte für das stete Wechselbad aus Rausch- und Katerstimmung.
DJ Cramér
www.swutscher.de/
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