FKA twigs
Caprisongs
(Young and Atlantic Records)
Auf den Covern aller ihrer bisherigen Langspieler ist FKA twigs Kopf zu sehen: als bemalte Puppe auf LP1, zur digitalen Verstörungsgestalt verfremdet auf »Magdalene«. Jetzt ist es ein einfaches Porträt-Foto mit selbstbewusster Pose, das »Caprisongs« (der Künstlerin zufolge ausdrücklich nicht Album, sondern Mixtape) ziert. Ähnlich verhält es sich mit dem Soundbild: An die Stelle von Musik, die eher nach Kunstausstellung als Disco klingt, tritt eine recht stringente Mischung aus Pop und Hip-Hop, FKA twigs selbst beschreibt »Caprisongs« als Vorspiel zum Clubbesuch. Dieses Vorspiel gestaltet sich textlich vielsagend. Wie auf dem hochgelobten letzten Album von Kollegin Little Simz drängt sich bei FKA twigs immer wieder eine Ratgeber-ähnliche Rhetorik in den Vordergrund. »Makе a list of the truth. Put down the things that make you you«, singt sie, »love yourself« sowieso. Der eigene Selbstwert scheint das höchste der Gefühle zu sein, sowieso ist jeder Mensch doch irgendwie toll und einzigartig. Selbst der Club, laut Künstlerin ja wohl so etwas wie der Sehnsuchtsort des Albums, ist kein Raum des Exzesses mehr, sondern wird zur emotionalen Spiegelung: »When my song come on, give you chills, get you cryin' in the club, babe« heißt es dann, wenig später »Let it out like therapy« – die Welt ist eine Praxis.
Anton Schroeder
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