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24/7 Diva Heaven

Stress

(Noisolution / Soulfood)


Das ist gut. Im Geiste der Riot Grrrl-Bewegung sorgt das in Berlin ansässige Trio schon einige Zeit für Furore – nicht zuletzt durch ihr Engagement für das Netzwerk »GrrrlNoisy«, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, pseudotradierte Konventionen zu sprengen und einen sicheren Raum für Frauen im musikalischen Underground zu schaffen. Nach ihrer selbst veröffentlichten EP »Superslide« erscheint mit »Stress« das offizielle Debüt – und überzeugt. Hörbar beeinflusst von Wegbereiterinnen wie L7, Babes in Toyland oder Bikini Kill drückt schon beim Opener »Potface« genug Energie durch die Boxen, um verschwitze Clubs mit niedrigen Bühnen zu halluzinieren. Orte, in denen schnell das Wasser von den Wänden tropft, Menschen über Hände surfen und Refrains mit der Faust in der Luft abgefeiert werden. Mit 10 Tracks plus Outro ist die Platte ein hochdrehender Cocktail aus gediegenen Alternative, Grunge, Fuzz und Punk-Anleihen. Klingt gestrig, nach Flanellhemd und irgendwie auch VIVA Zwei? Weit gefehlt. Zwar schlagen die Wurzeln der Band klar Richtung 90er, die Songs aber meistern mühelos den Spagat hin zum Zeitgeist, bescheren Städten wie Berlin, mit steigenden Mieten und verdrängten Freiräumen gar den passenden Sommersoundtrack. Wütend, kompromisslos und nach vorne gehend wird in Stücken wie »White Swamp«, der ersten Single »Bitter Lollipop«, oder dem herrlich fransigen »Head On Collision« Stellung gegen Rassismus, Homophobie, Rollenmuster und Populismus bezogen. Druckvoll rifft und rotzt sich Gitarristin und Sängerin Katharina Ott-Alavi durch das Œuvre, gepusht von Karo Paschedag am Bass und Mary Westphal hinterm Schlagzeug. Namen, die man sich spätestens ab jetzt merken sollte – denn ist diese Pandemie irgendwann vorbei, stehen die Konzerte von 24/7 Diva Heaven sicher ganz oben auf dem Wunschzettel.
M.Hufnagl
www.247divaheaven.bandcamp.com
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