Jack Oblivian & The Sheiks
The Lone Ranger Of Love
(Black & Wyatt Records)
Die Liste der Bands, in denen Jack Oblivian (Memphis, Tennessee) bereits spielte oder die er selbst anführte ist zu lang, um sie alle zu benennen. Die bekanntesten sind wohl: Oblivians, Compulsive Gamblers und Tennesse Tearjerkers. Aber auch mit dem Rhythm'n'Blues-Urgestein André Williams (RIP 2019) war er bereits aktiv. Mit seiner Musik ebnete Jack nachweislich den Weg zum Erfolg für Bands wie The White Stripes, The Black Keys oder The Black Lips. Selber blieb er jedoch stets ein Underdog, der entweder als Kultfigur des genresüberschreitenden Garagerock bekannt ist, oder eben unbekannt. Mit The Sheiks, die auch eigenständig als Band agieren, hat er nun seit 2014 eine feste Backing-Band und trat mit ihnen 2016 im Rahmen seiner Europatour auch in der Dresdner Scheune auf. Mit den Sheiks hat er nun zwölf Songs veröffentlicht, die erneut spielerisch die Grenzen von Garagerock, Blues, Rockabilly, Country, Punk, Soul und Powerpop aufheben.
Das Album beginnt mit zwei schnellen, tanzbaren Garage-Punk-Nummern (»Boy In A Bubble«, »Hey Killer«), an die sich die süß-quengelige Country-Art-Rock-Nummer »Fast Friends« anschließt. Mit Unterstützung von Bill Gibsons fiebriger Mundharmonika rollen wir danach als lonesome rockin‘ traveller mit dem lokomotivigen »Home in my Hand« durch amerikanische Weiten. Diese Nummer, die zuerst 1967 von Dallas Frazier veröffentlicht wurde, kennt man auch von der Nürnberger Rockabilly/Americana-Band Smokestack Lightning. Danach folgt schmieriger 70's Rotlichtrock (»Downtown«) und charmant grooviger Pop (»Blind Love«). Die B-Seite beginnt mit dem für Jack Oblivian typischen Mix aus süßer Melancholie und Feel-Good-Power-Pop (»Stick To Me«). Die titelgebende Nummer beweist mit ihrem tanzbaren Coconut-Groove, wie cool und spleenig eingängige Songarrangements sein können. Das hypnotische und sicher tequila-fundierte »La Charra (Part 1&2)« hingegen dröhnt uns bis nach Mexiko ins heiße Nirgendwo. Zum Schluss der LP wird es nicht weniger druggy. Fast schon filmisch unterhalten fühlt man sich beim großartigen Neu-Arrangement vom 1980er US-Charterfolg »Ride like the Wind« von Christopher Gross. Jack O hat diesen Radiohit in einen düsteren Psychothriller mit Wurlitzer Piano und charismatisch-beschwörerischen Vocals verwandelt. Abschließend galoppiert Jack O zielsicher und von Chorgesang begleitet mit der schönen Outlaw-Countrynummer »Running from the Law« (im Original von Gene Nitz, 1967) dem Mond entgegen. Sicher der beste Platz für ihn, um an neuen Songs zu basteln.
DJ Cramér
www.jackoblivianandthesheiks.bandcamp.com/< zurück